Es riecht würzig nach feuchter Erde. Viele der zehn Äcker, die jeweils 14 Beete aufweisen, sind bereits vorbereitet. Nun versammeln sich die Gruppen, die die Bewirtschaftung übernehmen werden um Jessica Nowotka von der GemüseAckerdemie. „Habt Ihr Bock drauf?“, möchte sie wissen. Ein vielstimmiges und leidenschaftlich lautes „Ja“ erhält sie zur Antwort. Dann wird an vielen Baustellen gleichzeitig gearbeitet. Schüler der Oberstufe bereiten Beete vor, die nach den Sommerferien von der neuen fünften Jahrgangsstufe übernommen werden sollen. Manche Beete werden für den nächsten Pflanztermin vorbereitet, bei anderen kommen Samen von Pastinaken genauso in die Erde wie Setzlinge. Darunter auch solche der alten Gemüsesorte Palmkohl.
Lebenspraktisches Lernen
„Meine Oma hat einen Garten, deshalb habe ich Palmkohl schon mal gegessen. Aber nicht so bewusst“, berichtet der 13-jährige Max. Als Mitglied der Gartenwerkstatt der Jahrgangsstufen acht und neun gehört er zu einer Gruppe, die bereits sehr routiniert Setzlinge in den Boden bringt. Mit der Verarbeitung von Gemüse haben die Jugendlichen ebenfalls bereits Erfahrung. „Wir haben auch für die Schulkantine schon ein Projekt zu verschiedenen Ländern gemacht“, erläutert der 15-jährige Augustin. Ein Mitschüler berichtet, dass er gerne Gemüse grillt, aber mit seinem Versuch gescheitert ist, Basilikum im Garten groß zu ziehen. „Der Standort war wohl zu schattig“, erklärt der 13-jährige Samuel. Er ist mit seiner Gruppe gerade dabei, die Erde eines noch zu bepflanzenden Beets aufzuhacken. „Dann kann das Wasser besser in tiefere Schichten fließen“, hat er gelernt. Da es sich beim Campus Klarenthal um eine zertifizierte Umweltschule handelt, behandelt man hier sehr häufig natürliche Zusammenhänge. So berichtet die 18-jährige Valerie, dass sie sich im Laufe ihrer Schulzeit vom Baum_Tagebuch über die Wildkräuter- und die Gartenwerkstatt bis nun zum Ackern for Future immer wieder mit der Thematik auseinandergesetzt hat.
Eigenverantwortung schulen
Im Laufe der vier Jahre werden sich die Experten der GemüseAckerdemie nach und nach immer mehr aus dem Bildungsprojekt zurückziehen. Sowohl Schüler als auch Lehrer sollen sich in dieser Zeit immer mehr eigenes Wissen erarbeiten. Etwa über die Fruchtfolge, die dafür sorgt, dass jedes Beet eines Ackers erst in 14 Jahren wieder mit denselben Pflanzen besetzt wird, weil Starkzehrer wie Tomaten, Gurken und Kürbis dem Boden viele Nährstoffe entziehen. Durch gezielte Pflanzennachbarschaften wird das Risiko des Befalls durch Schädlinge oder Krankheiten verringert. Durch Grünschnitt oder Laub, die über Winter auf den Beeten aufgebracht und im Frühjahr eingearbeitet werden, wird der Aufbau von Humus unterstützt. „In ein paar Jahren wird der Boden hier viel dunkler sein“, verspricht Nowotka.
Die Schule, deren Eigenteil für die Teilnahme an dem Bildungsprogramm durch die Campus Stiftung finanziert wird, wird das Projekt nach Ablauf der vier Jahre evaluieren. „Dann entscheiden wir, ob es ins Konzept kommt und eventuell noch erweitert wird“, erläutert Schulleiter Uwe Brecher. Weiterer Raum steht zwischen Kältebach und Schulgebäuden schließlich noch zur Verfügung. Ein entscheidender Faktor werde sicher sein, wie gut die Pflanzen über die Sommerferien kommen. „Aber wir haben ja schon ein bisschen Erfahrung mit unseren Hühnern, Hasen und Enten“, verdeutlicht Brecher. (hej)