Gespannt saßen die Jüngsten auf ihren Sitzkissen in der ersten Reihe vor den betagten Erwachsenen und schauten mit ihnen erwartungsvoll auf die roten Samtvorhänge. Der Eingangsbereich in ihrer Einrichtung, die Kita und Seniorenzentrum unter einem Dach beherbergt, hatte sich plötzlich in ein richtiges kleines Theater verwandelt. Dort kündigten die Gebrüder Grünholz, das Saarländische Marionettentheater mit weit über 100-jähriger Familientradition, das Märchenstück „Der Arme und der Reiche“ an. Bei den rund 25 über achtzigjährigen Zuschauern weckte das Erinnerungen, wie viele kopfnickend und mit leuchtenden Augen bestätigten. Für die Kleinen war es eine ferne Welt, die sich auftat. Die über ein Dutzend Mädchen und Buben kamen jedoch gut vorbereitet, denn zuvor hatten sie in der Kita über die Aufführung gesprochen. Als sich der Vorhang öffnete und die Figuren die Bühne einnahmen, waren Alt und Jung der Faszination einer vergangenen Zeit erlegen. Die holzgeschnitzten Puppen stammten zum Teil noch aus den Urgründen des Marionettentheaters, das als Familienunternehmen heute bereits in der fünften Generation durch die Republik tourt. Sie staunten über den armen Wandersmann, der im Märchen als Sinnbild Gottes bei einem Reichen und bei einem Armen anklopft – nur letzterer lässt ihn ein, teilt mit ihm das Wenige, das er hat und wird daraufhin reich beschenkt. Der Reiche und seine Gattin aber erhielten das, was sie für ihre Habgier und Hartherzigkeit verdienten. So einfach die Geschichte auch ist, so anspruchsvoll ist der tiefere Sinn. Die Allerjüngsten hielten bis zur Hälfte gut durch und verließen ganz leise die Aufführung nach dem dritten Bild. Echte Marionetten einmal ganz aus der Nähe zu betrachten, weckte bei ihnen großes Interesse. Wie die Fäden die Hände und Arme bewegten und die Puppen über die Bühne glitten – das war etwas ganz Besonderes. Und als sogar ein bellender Plüschhund auf die Bühne kam, waren sie, wie auch die Bewohner, hellauf begeistert. Alt und Jung so selbstverständlich miteinander zu erleben, war mindestens genau so anrührend, wie die nostalgische Welt des Marionettentheaters.
Alfred Messner und Marianne Landau waren mit unter den Zuschauern. „Es ist einfach toll, dass die Kinder hier sind“, sagten beide gutgelaunt bei einem kleinen Spaziergang nach der Aufführung. „Sie sind doch das Salz in der Suppe“, schwärmte der Senior von dem Miteinander der Generationen in dieser Einrichtung von EVIM.