Sabine Laun ist Zierpflanzengärtnerin und Floristin. Fachkundig berät sie Gundula Futschik-Poleske, die den eigenen Balkonkasten gleich mitgebracht hat. „Ich komme immer wieder gerne hierher, denn die Qualität stimmt“, sagt die Stammkundin aus Fischbach. Ihre Balkonpflanzen gedeihen prächtig und werden von allen bewundert. Die Auswahl überlässt sie der Fachexpertin, die den Balkonkasten mit stehenden und hängenden Gewächsen in leuchten Farben bepflanzt. „Der Renner bei den Zierpflanzen sind auch in diesem Jahr Geranien“, weiß ihr Kollege Gerrit Kulisch zu berichten. Gerne gibt der Zierpflanzengärtner Tipps, damit 'Balkonien' im Sommerflor erstrahlt. Die Farbenpracht der vielen tausend Pflanzen im Gewächshaus ist überwältigend; über 100 Arten sind im Sortiment, das sind viele tausend Pflanzen. Ein paar Schritte weiter hat Heike Fischer, Diplom-Ingenieurin für Gartenbau, alle Hände voll zu tun. Bei ihr kann die „Grüne Soße“ selbst gewickelt werden: „ganz klassisch oder die wilde Grüne Soße.“ Dieses Angebot hat auch Sabine Schneider aus Flörsheim gereizt, zum Aktionstag zu kommen. Sie habe sich für die klassische Variante mit „ein paar Wildkräutern“ entschieden. Alle Zutaten für die Grüne Soße stammen vom Schlockerhof in zertifizierter Bio-Qualität.
Eigenes Saatgut sorgt für höchste Qualität
Die Kräuter wachsen in großer Anzahl nur ein paar Meter weiter auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Freiland-Gelände hinter den Gewächshäusern. Dort beraten Dr. Irmela Harz, Christoph Schuch und Olaf Klein alle, die es im Garten und auf dem Balkon wild und schön und lecker mögen. „Die fruchtbaren Böden in Hattersheim bieten beste Bedingungen für bienenfreundliche Wildstauden, Wildkräuter und Junggemüsepflanzen“, sagt Dr. Irmela Harz. Über 200 Arten werden hier gehegt und gepflegt: im Beobachtungsgarten, wo auf kleineren Beeten ausprobiert wird, wie die Mutterstauden sich unter den klimatischen Bedingungen im Rhein-Main-Gebiet entwickeln. „Hier ernten wir auch unser eigenes Saatgut“, berichtet die Fachexpertin stolz. Im Bereich der Kräuter für die Grüne Soße wachsen zudem mediterrane Sommergemüse wie Zucchini, Artischocken und seit neuestem eine Reihe Beerenobst. Aber auch Bauernblumen, die zu farbenprächtigen Sträußen gebunden werden. Wie erfolgreich die Schlockerhof-Gärtnerei ist, zeigt auch die Auszeichnung als Gärtnerei des Monats bei der deutschlandweiten Aktion „Tausend Gärten, Tausend Arten“ zusammen mit dem Gartencenter farbenkrauth in Darmstadt.
Bürgerschaftlich engagierte Werkstattmitarbeiter
Einer der Mitarbeiter in dem inklusiven Team der Gärtnerei ist Olaf Klein. Seit drei Jahren arbeitet der hochmotivierte jWerkstattmitarbeiter in der Wildkräuter-Abteilung. Aus ihm spricht liebevolle Begeisterung, wenn er über die Pflanzen spricht, die er hegt und pflegt. Es fasziniert ihn immer wieder aufs Neue, was aus einem „unscheinbaren Körnchen“ entsteht, das später einmal in aller Pracht blüht. Er hilft mit, es zu pikieren, umzutopfen und auszupflanzen, es zu bewässern und vor Schaden zu bewahren. Auf sein neuestes Projekt ist er besonders stolz. Olaf Klein wohnt in Wiesbaden-Nordenstadt und ist bürgerschaftlich aktiv. Über seine Kontakte zum Ortsbeirat brachte er dort den Vorschlag ein, die Gedenkstätte für die ermordeten Juden neu zu bepflanzen. Abgesprochen hatte er seine Idee zunächst mit seinem Chef Christoph Schuch, der ihn dabei voll und ganz unterstützte. Nun gab der Ortsbeirat „Grünes Licht“ für das Projekt. Mittlerweile habe das Team den Bereich rund um die Gedenkstätte vorbereitet und „Gelsenrot“ in den Boden gebracht. Fachkundig erläutert Olaf Klein, dass das ein Wildstaudensubstrat sei, das für ein gutes und gesundes Wachstum sorgt. „Dann kommen in zwei Wochen die Wildstauden rein.“ Welche das genau sind, weiß er noch nicht, aber „auf keinen Fall Fingerhut, denn der ist hochgiftig.“ Für Olaf Klein sind alle Pflanzen schön; jede ist für ihn wie ein „Baby“, um das er sich liebevoll kümmert, damit es wachsen und gedeihen kann. Und erst nach längerem Überlegen verrät er dann doch seine beiden Favoriten: Chili und Knoblauch.
Bio-Label der EU
Mittlerweile kommen immer mehr Kund:innen, die sich hier gut beraten fühlen, denn der Schlockerhof züchtet bereits seit über fünf Jahren Wildstauden und ist damit die erste Wildstaudenzucht im Rhein-Main-Gebiet. Der eine oder die andere blättert im neuen Sortimentskatalog bienenfreundlicher Wildstauden, die am Schlockerhof gezogen werden. „Aktuell sind es 80 verschiedene Arten“, sagt Christoph Schuch, Projektleiter für diesen Bereich. „Ebenso wie unsere Kräuter und Gemüsepflanzen sind auch unsere Wildstauden mit dem Bio-Label der EU zertifiziert. Wir benutzen also weder chemische Pflanzenschutzmittel noch künstlichen Dünger bei der Aufzucht.“ Das weiß auch ein junges Paar zu schätzen, die extra aus Frankfurt-Sachsenhausen zum Pflanzenkauf gekommen sind. Die junge Frau arbeitet bei den „Gemüsehelden“ und kennt über ihre beruflichen Kontakte den Schlockerhof. „Heute sind wir zum ersten Mal hier.“ Beide haben drei Hochbeete auf ihrem Balkon eingerichtet und möchten sie nun bepflanzen. Sie finden die Gärtnerei „superschön“ und lassen sich gerne beraten. Letztendlich haben sie sich für die Küchenschelle, das Kriechende Gipskraut und eine weitere Pflanze entschieden, die sie noch nicht kennen: „Wir lassen uns überraschen, was daraus entsteht.“ Neben ihnen sind die jüngsten Pflanzenfans mit dem Pflanzenquiz beschäftigt. Als Preise winken tolle Wissensbücher für Kinder.
Frisches aus dem Hofladen
Mittlerweile haben zahlreiche Kunden ihre Einkaufswägen gut gefüllt, Geranien prunken neben Wildstauden wie der Gemeine Teufelsabbiss. Mancher packt noch etwas von den leckeren Waren aus dem Hofladen dazu. „Spezielle Öle und Essig sind der Renner ebenso wie unsere Präsentkörbe“, sagt Hofladen-Chefin Stefanie Korte und ergänzt: „Saisonal steht der Spargel aus Eddersheim natürlich ganz oben auf der Liste.“ Sie sorgt mit für die gute Organisation am Aktionstag. An der Kasse ist großer Andrang. Hier arbeiten Franciska Besant und Christian Dege, der die Waren gerne mit einpackt und zum Auto bringt. Seit 15 Jahren ist der junge Mann aus Hattersheim Werkstattmitarbeiter. Im Hofladen fühlt er sich am richtigen Ort. Ebenso wie seine Kollegin, die die Kundenkontakte liebt und gerne Wildblumensträuße bindet. Dabei hilft ihr das Wissen aus ihrer Floristik-Ausbildung, die sie jedoch gesundheitsbedingt nicht zum Abschluss bringen konnte. „Ich möchte hier weiterarbeiten, es gefällt mir so gut“, strahlt die 28jährige, die bei Wind und Wetter von Okriftel mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt. Sie hatte auch den neuen Spruch des Monats ausgesucht, den ihre Chefin Stefanie Korte am Aktionstag auf die Tafel geschrieben hat: „Wenn es eine Pflanze durch den Asphalt schafft, dann findest auch du deinen Weg.“ (hk)
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