In einer Welt voller Gegensätze zwischen Krieg und Frieden, Hass und Liebe, Hoffnung und Enttäuschung, Freude und Schmerz inspirierte die Frage nach dem „Warum“ die inklusive Tanztheatergruppe ZEITLOS der EVIM Behindertenhilfe zu ihrem neuen Stück, an dem derzeit intensiv geprobt wird. In Tanz, Bewegung, Musik und Sprache lassen die theaterbegeisterten Akteure unter Anleitung von Profis unvergessliche Bilder entstehen. Ihr Anliegen „Brücken und Worte gegen Mauern und Schweigen“ wollen sie den Zuschauern im thalhaus Wiesbaden nicht nur mitteilen, sondern sie einladen, sich mit auf die Suche zu begeben.
Anderthalb Jahre lang haben die Ensemble-Mitglieder sich inhaltlich und szenisch an das Thema ‚herangearbeitet‘, wie Tanztherapeutin Katharina Weil berichtet, die ZEITLOS vor über 25 Jahren mit gegründet hat und auch bei diesem Theaterprojekt mit Regie führt. Gemeinsam wurden Texte verfasst, Choreografien besprochen, Ideen für das Bühnenbild und Requisiten entwickelt. Entstanden sind szenische Collagen, die der realen Welt mit ihren Widersprüchen „fantasievolle Spaziergänge für die Seele“ entgegensetzen, die das Gute im Menschen und die Kraft des Miteinanders beschwören. Ein Miteinander, das Begegnung voraussetzt und symbolhaft im Bühnenbild durch eine Brücke visualisiert wird.
Eine transformative Erfahrung
In einer der Schlüsselszenen begeben sich Matthias Damm und Tanztherapeutin Vera Christina Aehle in poetischen Augenblicken auf die Suche nach der verlorenen Seele. Gemeinsam haben beide die Performance zu „Seele“ erarbeitet, die auf einer Idee von Matthias Damm beruht und zu der er selbst einen Text geschrieben hat. Hier zeigt sich, was Theaterarbeit möglich machen kann: Sie bezieht ihre Kraft aus den Menschen, aus ihren Lebenserfahrungen und Visionen. Sie ermutigt zu Selbstbewusstsein und Veränderung. Dass Matthias Damm auf der Bühne ‚im Spiel‘ ist, Blickkontakt und Berührung zulassen kann und in den Zuschauerraum spricht, ist ein großer Erfolg für ihn, der an persönlichen Herausforderungen wie diesen gewachsen ist. Vor einigen Jahren hat er die Theaterarbeit für sich entdeckt und stand seitdem bereits mehrfach mit dem ZEITLOS-Ensemble auf der Bühne. So wie er beeindrucken auch die mitwirkenden Ensemble-Mitglieder Wenzel Friebe, Christine Malek, Dominique Muckenschnabl, Agnes Tillmann, Ulrich Völke, Anika Schostak und Elena Stoz in ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Frage nach dem „Warum“, die sie - zum Teil mit Assistenz durch Profis und Ehrenamtliche - in poetische Tanzbilder übertragen. Sie alle verbindet nicht zuletzt eine enorme Spielfreude und die Fähigkeit zu fantasievoller Improvisation, die das inklusive Tanztheater ZEITLOS von jeher auszeichnet. (hk)
Aufführungen:
15. September und 16. September 2023 jeweils um 20 Uhr im thalhaus Theater Wiesbaden. Ticketpreise im Vorverkauf: 11 Euro, ermäßigt: 6 Euro. An der Abendkasse 13 Euro und ermäßigt: 8 Euro
Mehr über Theatergruppe ZEITLOS
Die anspruchsvolle Inszenierung zu wichtigen Themen unserer Zeit setzt die erfolgreiche Theaterarbeit von ZEITLOS fort, die Teil der Kulturarbeit der EVIM Behindertenhilfe ist. Bedingt durch die unterschiedlichen Beeinträchtigungen der Akteure kristallisierte sich als gemeinsames Lebensthema das Thema Zeit heraus – Lebenszeit, Wartezeit, Ruhezeit, Zeit zum Aufbruch. Durch die Auseinandersetzung mit der eigenen, zeitlich so anders gestalteten Lebenssituation, entstand der Name ZEITLOS. ZEITLOS wird von Hauptamtlichen, Freiwilligen und externen Professionals in der Umsetzung ihrer Themen unterstützt und begleitet.