Nesteldecken für mehr Lebensqualität
Viele Menschen mit Demenz verspüren einen Bewegungsdrang in den Händen. Sie suchen nach haptischen Reizen, tasten, fühlen und nesteln. "Das Nesteln hilft ihnen, ihren Körper besser wahrzunehmen und sich zu beschäftigen", erklärt Edith Mädche, Pflegeexpertin im EVIM Katharinenstift. Die individuell gestalteten Nesteldecken bestehen aus Stoffen mit verschiedenen Oberflächen und sind mit Elementen wie Holz- oder Plastikringen, Schlüsseln, Knöpfen, Bommeln und Bändern versehen. Sie laden zum Erkunden ein und regen die Feinmotorik an. Die Decken werden sowohl im Gemeinschaftsraum als auch im privaten Bereich eingesetzt, um Bewohnerinnen und Bewohnern bewusste Anreize zu bieten und ein Gefühlserlebnis zu ermöglichen.
Eine bewährte Kooperation mit Herz
Die Zusammenarbeit zwischen dem Katharinenstift und dem Nähstudio besteht bereits seit längerem. Zuvor hatte das Nähteam mit viel Engagement großformatige Wand-Quilts für die Gemeinschaftsräume angefertigt, die nicht nur optisch beeindrucken, sondern auch die Raumakustik verbessern. Daher nahm Edith Mädche das Angebot, Nesteldecken zu fertigen, mit großer Freude an. Auch Einrichtungsleiter Bastian Ringel sieht in den Decken einen wertvollen Beitrag: "Die Suche nach Sinnvollem begleitet uns ein Leben lang. Die Nesteldecken bieten nicht nur haptische Erlebnisse, sondern schenken den Menschen mit Demenz ein Stück Selbstwahrnehmung zurück."
Ein Aufruf mit Erfolg
Die Idee zu diesem Projekt fand schnell begeisterte Unterstützung: Grit Hoff und Sabine Wiese informierten ihre Kundinnen über ihren Newsletter – und das Echo war groß. Das voll ausgestattete Nähstudio bot optimale Bedingungen, und die Teilnehmerinnen brachten mit großer Freude ihre eigenen Materialien mit: Stoffe unterschiedlichster Strukturen, Farben und Oberflächen – von glatt bis fellweich, mit Taschen, Reißverschlüssen, Fransen und Knöpfen. Auch Gürtelschnallen, Ringe und Handschmeichler wurden eingearbeitet. "Jede Decke ist ein Unikat, und oft stecken persönliche Erinnerungen in den Materialien", erzählt Grit Hoff.
Beim Nähen gibt es kein "richtig oder falsch" – wichtig ist die sorgfältige Verarbeitung, damit auch kleine Elemente sicher befestigt sind, denn oft werde an ihnen gezupft und gezogen. Diese Achtsamkeit prägt auch andere soziale Projekte von Hoff und Wiese: Ihre Herzkissen für Frauen nach Brustoperationen sind weithin bekannt, ebenso wie die aufwendig gefertigten Drainagebeutel, die medizinische Notwendigkeiten stilvoll kaschieren.
Dank und Anerkennung für das soziale Engagement
Einrichtungsleiter Bastian Ringel bedankte sich herzlich bei allen Beteiligten und überreichte als Zeichen der Wertschätzung einen prall gefüllten Präsentkorb für die Teilnehmerinnen am Nähprojekt. Und das Projekt geht weiter: Bereits jetzt gibt es Anfragen aus weiteren EVIM Einrichtungen, die sich ebenfalls Nesteldecken wünschen. Grit Hoff und Sabine Wiese nehmen diese Herausforderung gerne an – denn ihr gemeinsames Ziel bleibt: Mit textilem Engagement Lebensqualität schenken. (hk)