Das große Miteinander auf der Bühne im Kurhaus Wiesbaden

Nach einer grandiosen Aufführung im festlichen Thiersch-Saal feierten am 13. Oktober hunderte Besucherinnen und Besucher das inklusive Tanzprojekt „Die Schöpfung – Gemeinsam.Neu.Erleben“ mit stehenden Ovationen. Im Kurhaus der Landeshauptstadt erlebten und teilten sie anlässlich des EVIM Jahresempfangs den Stolz, die Freude und die Begeisterung der Mitwirkenden: Profis und Laien, Alt und Jung, Menschen mit und ohne Behinderungen.

Aus Haydns 1798 uraufgeführtem Oratorium „Die Schöpfung“ wurde eine herausragende künstlerische Inszenierung mit Solisten aus dem Ensemble der Frankfurter Oper, dem Bachchor der Erlöserkirche Bad Homburg, dem „Jungen Sinfonieorchester Berlin“ und Schülern der Region. Von EVIM beteiligten sich auf der Bühne über fünfzig Mitwirkende aus allen Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie ein Gruppe von Campus Klarenthal. Mehr als doppelt so viele unterstützten bei Requisiten, Kostümen und in der Logistik.

Selbstbewusstsein gestärkt

„Das Projekt hat mich viel selbstbewusster gemacht. In den Proben haben wir so viel Wertschätzung und Anerkennung erlebt. Schade, dass das Projekt jetzt zu Ende ist. Wir möchten weitermachen, theaterspielen und tanzen.“ Die kleine Rede, die Kathrin Ajhar aus der Tanzgruppe der Reha-Werkstatt spontan während der Probe im September auf dem Geisberg gehalten hatte, sagt so viel aus: Über das, was sich in den vergangenen anderthalb Jahren entwickelt hat. Über das unermüdliche Engagement des Teams unter der Leitung von Miguel Zermeno vor, hinter und auf der Bühne. Über den Mut der Initiatoren und Macher, allen voran Geschäftsführerin Renate Pfautsch, EVIM Vorstand Matthias Loyal und Heinz-Jürgen Lorenz (Lorenz Stiftung), die an den Erfolg der Mammut-Inszenierung geglaubt haben trotz aller Schwierigkeiten; derer gab es nicht wenige. Über die Kulturarbeit der EVIM Behindertenhilfe, in der das Ergebnis wichtig, der Prozess aber alles ist. Über das Tanzprojekt, das weit über die Aufführungen hinaus die Akteure begeistert und zu neuem Selbstbewusstsein führt. Über den Wert von Inklusion, der hier nicht diskutiert sondern einfach miteinander erlebt wurde. „Als wir das Projekt begannen, wussten wir nicht, wie aktuell das Thema zum Zeitpunkt der Aufführung sein würde“, sagte Pfarrer Loyal mit dem Hinweis darauf, dass entgegen aller derzeitigen Bedenkenträger und Schwarzmalerei Inklusion gelingen kann.

Neben Freude und Begeisterung darüber, diese Herausforderung gestemmt zu haben, bedauern nicht wenige Akteure, dass  nun ‚alles vorbei‘ sei. Alles vorbei? Ganz sicher nicht, denn auch diesmal gilt ‚nach dem Projekt ist vor dem Projekt‘. Die Kulturarbeit der EVIM Behindertenhilfe hat eine lange Geschichte, die auch mit dieser grandiosen Inszenierung nicht ihren Abschluss gefunden haben wird.
 
Eine neue Sicht auf das Thema Inklusion

Jetzt ist es jedoch an der Zeit, glücklich, begeistert und möglicherweise auch erschöpft, den Erfolg des Tanzprojektes zu genießen. Stolz zu sein auf das Erreichte und sich an das zu erinnern, was jeder in unendlich vielen Proben und in den beiden Aufführungen in Frankfurt und in Wiesbaden erlebt hat. Dazu wird auch die DVD beitragen, die es den Akteuren ermöglicht, einmal in Ruhe das Projekt anzuschauen, das sie auf die Bühne gebracht haben. Und Die Schöpfung – gemeinsam neu erleben.

„Der Dank an alle Mitwirkenden, Unterstützer, Förderer und Organisatoren kommt von Herzen. Ohne Ihr stetes und aufopferungsvolles Engagement gäbe es dieses Projekt nicht“, würdigt EVIM Vorstand Matthias Loyal nicht nur das große Miteinander der etwa 300 Darstellerinnen und Darstellern auf der Bühne, sondern auch von etwa 200 Akteuren hinter der Bühne. „Das Tanzprojekt schafft ein Gemeinschaftserlebnis, in dem jeder seine Talente einbringen und entdecken kann.  Wir sind beeindruckt davon, wie Haydns Werk in dieser Inszenierung eine neue Sicht auf das Thema Inklusion ermöglicht hat“, so der EVIM Vorstandsvorsitzende, der besonders Miguel Angel Zermeno für seine bewundernswerte Geduld und seine rastlose künstlerische Arbeit für den Erfolg des Einzelnen im Sinne des Gesamtkunstwerkes dankte.

Foto: EVIM/Lisa Farkas