Für Michael ist die Sache sonnenklar: „Ich helfe heute sehr gerne mit.“ Charmant fragte der ehemalige Schüler der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule die Stammgäste im Café des Wichernstifts nach ihren Wünschen. Gefeiert wurde dort am vergangenen Mittwoch nicht nur ein launiges Maifest sondern auch das 5-jährige Jubiläum eines besonderen inklusiven Projektes. Ein Team von Schülerinnen und Schüler mit körperlichen Beeinträchtigungen bewirtschaftet jeden Mittwochnachmittag, zusammen mit Assistenten und Lehrkräften, das „Café Walkmühle“ im Seniorenzentrum.
Zum Jubiläum ließ es sich die Wiesbadener Dezernentin für Schule, Kultur und Integration Rose-Lore Scholz nicht nehmen, auf eine „Stippvisite“ vorbeizuschauen. Herzlich begrüßte sie die Schüler und kam mit ihnen ins Gespräch. Sie lobte Kevin, der an diesem Tag für das Kaffeekochen zuständig war und Julia, die konzentriert den selbstgebackenen Kuchen servierte. Mehmet war stolz darauf, dass er für die Gäste frische Waffeln backen werde. Jeder kannte seine Aufgabe und seinen Platz im Team. Diese gute Vorbereitung spricht für das hohe Engagement von Lothar Spies und Silvia Glowik-Weis, die als Förderschullehrer von Seiten der Schule das Projekt leiten. „Sie haben Ihre Mannschaft gut informiert“, würdigte Scholz auch deren Arbeit. „In der Schule ist das Café inzwischen ein fester Bestandteil der Unterrichtsarbeit geworden“, berichtete Spies über einen weiteren Meilenstein. Damit wurde aus dem Pilotprojekt im Rahmen der Schulprogrammarbeit ein Konzept für die gesamte Berufsorientierungsstufe der Schule. Entstanden ist das Projekt ‚Café Walkmühle‘ aus dem Betrieb eines ‚Pausenkiosk‘ durch die Schüler. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden wollten die Schüler ihre Fähigkeiten auch außerhalb der Schule erproben. „Das Wichernstift war diesem Anliegen aufgeschlossen und bietet sehr gute Bedingungen“, erinnerte sich Spies im Beisein von Peter Kiel, dem damaligen Einrichtungsleiter und heute zuständig für das Ludwig-Eibach-Haus in Wiesbaden. Sein Nachfolger, Friso Janßen, würdigte das Projekt, das ‚Normalität‘ im Miteinander fördert. Beide Zielgruppen seien wie geschaffen füreinander, freute sich Janßen.
Unterdessen hatte Alicia den Erdbeerkuchen geschnitten, der zum Maifest besonders gut passte. Aber auch der Rhabarberkuchen - von Kevin gebacken - war vorzüglich. Er befand kurz und bündig: „Das läuft gut hier!“ Lecker waren der Mandarinen-Zimt-Kuchen und der Schoko-Preiselbeer-Kuchen, den die 19-jährige Gizem gezaubert hatte. All dies und frische Waffeln mit Kirschen und Sahne servierte das Team so gekonnt wie Michael Klemm. Nach dem Schulabschluss begann er vor drei Jahren seine Arbeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Mainz. An seinen Café-Dienst im Wichernstift habe er sehr gute Erinnerungen, berichtete der junge Mann strahlend. Deshalb sei es für ihn kein Problem, auch als Ehemaliger mitzuhelfen. Und schon wendet er sich dem eigens für Stammgäste reservierten Tisch zu und serviert Kaffee-Spezialitäten wie Latte Macchiato und einen richtig guten Espresso.