Die Idee zu diesem inklusiven Projekt liegt schon eine Zeit zurück und konnte wegen der Pandemie zunächst nicht realisiert werden. In diesem Jahr hat es nun geklappt. Rund 80 Schüler:innen der 8. Jahrgangsstufe waren im Frühjahr an zwei Tagen zu Gast am Schlockerhof. Dort schraubten, sägten und schliffen sie mit den beeinträchtigten Werkstattmitarbeiter:innen an ihrer Seite. Angeleitet wurden sie dabei von Rüdiger Zapp und seinem Team sowie ihren Lehrkräften. Auf diese Weise wurde „Inklusion“ für die Teenager ganz praktisch erlebbar und erfahrbar. Beim gemeinsamen Arbeiten kamen die Teilnehmenden miteinander in den Austausch und lernten sich besser kennen. „Das verlief absolut unkompliziert und hatte allen sehr viel Spaß gemacht“, erinnert sich Ralf Thies vom Team Startklar, das das Projekt mit der Schulleitung entwickelt hatte.
Stolz nahmen die Baumeister:innen Mitte Juli auf der neuen Tribüne Platz. Jubel kam auf, als das rote Band durchtrennt und das Geheimnis um die Namensweihe gelüftet wurde: Von nun an heißt sie Heinrich-Böll-Tribüne. Der Schlockerhof hatte sich aus diesem Anlass auch ein tolles Programm für die Schüler:innen ausgedacht. In vier Gruppen besichtigten sie die vielfältigen Arbeitsbereiche am Schlockerhof. So lernten sie die Fahrradwerkstatt, das Café Flair, die Gärtnerei, die IDL (Industrielle Dienstleistungen) und die Bäckerei kennen. Station wurde auf dem Rundgang auch an der Service-Küche und an der Wohnanlage gemacht. „Viele waren erstaunt, was alles zum Schlockerhof gehört und wie speziell die einzelnen Produktionsbereiche sind“, berichtet Ralf Thies. Daraus entstanden viele Fragen, die in einer lockeren Gesprächsrunde bei Muffins und Brezeln von den EVIM Fachkräften beantwortet wurden. Sie informierten zum Beispiel über die Möglichkeiten, ein FSJ, ein Praktikum oder eine Ausbildung zu machen. Ein Schüler fragte ganz gezielt danach, ob man als Mitarbeiter dort auch Karriere machen könne. Da passte es super, dass Nils Bayer, Leiter des Wohnverbundes, zufällig vorbeikam und aus erster Hand berichten konnte. Er kam als Zivi an der Schlockerhof und entdeckte dort die soziale Arbeit als Berufswunsch für sich. Als Heilerziehungspfleger kletterte er die Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben und leitet heute den EVIM Wohnverbund Hattersheim.
Die Lehrkräfte regten an, Projekte wie dieses auch künftig zu veranstalten. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass alle etwas davon haben und voneinander lernen können.“ Vielleicht entwickelt sich daraus auch ein gemeinsames Projekt mit der Gärtnerei im Biologie-Unterricht, wie eine Lehrerin vorschlug. Auf jeden Fall wollen die benachbarte Böll-Schule und der Schlockerhof künftig noch enger miteinander ‚unterwegs‘ sein. Wie gut das schon klappt zeigte sich auch daran, dass Schüler:innen und Werkstatt-Mitarbeitende im Anschluss ganz selbstverständlich noch eine Runde zusammen kickten. Das WIR gewinnt dabei immer. (hk)