Für ihn ist es das erste Mal, er ist noch kein Jahr im Amt – aber er wisse, dass dies ein regelmäßiger Termin der Landesregierung sei und er will das gerne dauerhaft in seinen Kalender eintragen, sagt er. Die Kita ist eine ganz besondere, denn sie ist unter dem Dach einer Senioreneinrichtung untergebracht. So profitieren mehrere Generationen im Alltag voneinander: Zwei Seniorinnen wurden von der Kita-Leitung angesprochen und kommen regelmäßig zum Lesen für die Kinder vorbei. Das beeindruckt den Politiker, der sich von den Kleinen und Einrichtungsleiterin Judith Hilmer erstmal durch die Räume führen und alles Wichtige zeigen lässt.
Unterwegs im Wortschatz-Abenteuer-Land
Die beiden Damen kommen zur Vorlesestunde dann auch dazu. Im Kreis wird Platz genommen und Daniel Köfer liest aus einem Buch, das „Der Wortschatz“ heißt und das er selbst ausgewählt hat: Oscar findet eine Schatztruhe. Als er sie öffnet, ist er enttäuscht: Nichts als olle Wörter! Achtlos pfeffert Oscar das Wort »quietschgelb« ins Gebüsch. Gleich darauf rennt ein gelber Igel an ihm vorbei! Da wird Oscar klar, was er mit den gefundenen Wörtern anstellen kann. Irgendwann ist die Kiste leer, und Oscar steht wortlos da. Zum Glück zeigt ihm die Sprachkünstlerin Louise, wie er selbst neue Wörter machen kann und erklärt, weshalb er behutsamer mit ihnen umgehen sollte. Mit Feinsinn und Humor erzählen die Autoren Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger vom bewussten Umgang mit Sprache. Jede Seite bietet ein raffiniertes Zusammenspiel von Bild, Grafik und Text. Das bringt Daniel Köfer gut zur Geltung, als er den Kindern nicht nur vorliest, sondern auch immer die Bilder aus dem Buch zeigt.
Was Louise und Oscar aber auch für tolle Worte kreieren: Silberstill, morgenheiter, waldbodenweich. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und die Kinder werden aufgefordert, auch eigene Lieblingswörter zu erfinden. Er hätte auch welche, erklärt zum Beispiel ein kleiner Junge: „Aber die sind geheim.“ Ein Mädchen hingegen verrät, sein Lieblingswort sei „Einhorn“.
Vorlesen verbindet Generationen
Das Motto des diesjährigen Vorlesetags heißt „Vorlesen schafft Zukunft“. Damit kann auch Staatssekretär Köfer etwas anfangen, der sich gern an die Vorlesestunden mit dem mittlerweile erwachsenen Sohn erinnert. „Mit Vorlesen werden Kreativität und Phantasie gefördert“, weiß er. Und die Begeisterungsfähigkeit gefällt ihm auch. Außerdem verbindet es Generationen, wie auch in der kombinierten Senior:innen-Kinder-Einrichtung in Schwalbach: Die beiden älteren Damen haben ebenso wie die Kinder ihren Spaß an den regelmäßigen Bücher-Vorlese-Runden. Eine von ihnen ist Ursula Weber. Sie hat früher mal in der Stadtbücherei Sulzbach gearbeitet und genießt es, dass sie auch hier noch mit Büchern zu tun haben kann. Ursula Weber lebt erst seit kurzem in der Einrichtung und Aktionen wie diese haben ihr das Einleben erleichtert, berichtet sie.
Zum Abschluss gibt es Kekse – natürlich in Buchstabenform – und die Kinder legen Nonsens-Wörter, die Daniel Köfer entziffern muss: Großes Gelächter. Sie haben auch noch einige Fragen an den Politiker, der ihnen von den Bienenstöcken im Ministerium erzählt. „Und im Garten leben Kaninchen. Denen gucke ich gerne zu, wenn ich mal mit einem Kaffee kurz am Fenster stehe.“ Aber auch der Klimawandel und Bäume, die dafür geeignet sind, sind ein Thema. „Da wissen unsere vielen Försterinnen und Förster in Hessen gut Bescheid.“ Der Vorlesetag bringt der Schwalbacher Kita aber nicht nur Kurzweil, sondern auch einen Scheck über 500 Euro ein, sie haben Losglück gehabt. Davon sollen natürlich Bücher gekauft werden, sagt Judith Hilmer. Außerdem sponsert die Landesregierung einige Fortbildungstage für Mitglieder des Teams. Der Vorlesetag ist eine Initiative der Stiftung Lesen, der Zeitung „Die ZEIT“ und der Deutsche Bahn-Stiftung und soll darauf hinweisen, wie wichtig Vorlesen und Selbstlesen für die Sprachkompetenz und damit für die Entwicklung der Kinder sind. (abp)