Heute befinden sich hier neben der Schule am Geisberg auch die Verwaltung der EVIM Bildung sowie die Zentrale der EVIM Jugendhilfe und weitere Betreuungseinrichtungen. Die Idee, einen Abend dem Blick in die Geschichte zu widmen, gefiel auch EVIM Vorstandsvorsitzendem Matthias Loyal. „Es war eine Weichenstellung, als EVIM dieses Hofgut erwarb. Es gehört neben dem Ludwig-Eibach-Haus, dem Katharinenstift und der Bad Homburger Flersheim-Stiftung zu unseren geschichtsträchtigsten Häusern.“ Hier habe sich die Arbeit mit Kindern im Laufe der Jahrhunderte professionalisiert, getreu dem Grundsatz „Kein Kind darf verlorengehen.“ Dass das Anwesen einen landwirtschaftlichen Hintergrund habe, sei auch noch heute zu spüren.
Attraktiver Studienort für Studierende aus aller Welt
Der derzeitige Geschäftsführer der EVIM Bildung, Carlos Müller, bestätigte dies. „Es ist einfach ein traumhaftes Gelände.“ In die Historie des Hofguts blickte zunächst Dr. Ralf Schaab, Landwirt, internationaler Agrar-Berater und Vorsitzender des Vereins Landwirtschaftliche Fortbildung Hof Geisberg (VLF) Er würdigte den Verein als einen der ältesten Vereine in Wiesbaden, der heute noch 300 Mitglieder habe und für abwechslungsreiche Fortbildungsveranstaltungen sorge. Trotz des Strukturwandels der Landwirtschaft, in der nur noch wenige Menschen arbeiteten, sei die Fortbildung immer noch ein wichtiges Standbein. Viele landwirtschaftliche Schulen hätten im Laufe der Jahre geschlossen. Heute gebe es nur noch vier in Hessen – nach dem Zweiten Weltkrieg waren es noch rund 50 gewesen. An der Hochschule Geisenheim beispielsweise – die ihre Wurzeln auch im Hofgut Geisberg hat - seien aber mittlerweile viele internationale Studierende eingeschrieben, die von der guten Ausbildung in Deutschland profitieren. Die Stiftung des Vereins entstand durch den Kauf des Hofguts durch EVIM; sie schüttet noch immer Gelder für Bildungsprojekte aus.
„Reformator der Landwirtschaft“
Landwirt Werner Born würdigte Wilhelm Albrecht (1785-1868), den Mitbegründer des Landwirtschaftlichen Vereins im Herzogtum Nassau, der seit 1818 die Leitung des Nassauischen Instituts für Landwirtschaft in Idstein innehatte, des Vorläufers des Hofs Geisberg. Sein Denkmal steht noch heute auf dem Gelände, eine Straße in Wiesbaden ist nach ihm benannt. Er begründete auch das Konzept der Landwirtschaftlichen Winterschulen. Der „Reformator der Landwirtschaft“ und „Freund des Fortschritts“, so Born, führte zahlreiche Innovationen ein und verschaffte der landwirtschaftlichen Bildung in Wiesbaden seinerzeit einen exzellenten Ruf. Er stellte unter anderem auch Carl Remigius Fresenius ein, auf dessen Leben und Wirken Prof. Dr. Leo Gros, ehemaliger Vizepräsident der Hochschule Fresenius, im Anschluss ausführlich und anekdotenreich einging. Auch dieser namhafte Wissenschaftler wirkte am Hofgut Geisberg, bevor er sein eigenes Institut in der Kapellenstraße gründete.
Im Beisein von Dr. Andreas Kopf, Studienseminar Mainz, stellte der wissenschaftliche Nachwuchs im Fach Landwirtschaft - Dr. Carina Lang, M. Sc. Peter Grumbach und Dipl. Ing. Agrar Charlotte Milkau - seine praxisorientierte Ausbildung und Lehre vor, was ganz in der Tradition derer stand, an die mit dieser hochinteressanten Veranstaltung erinnert wurde. Weitere Grußworte sprachen noch Jürgen Dexheimer, Vorsitzender VLF Landesverband Hessen und Prof. Dr. Otmar Löhnertz, Vizepräsident Lehre der Hochschule Geisenheim, bevor die Gäste bei Fingerfood von EVIM Catering aus Hattersheim und den hervorragenden Weinen verschiedener Anbaugebiete sowie Säften von Ralf Schaabs Obstbaubetrieb noch angeregte Gespräche führten. (abp)