Kurzum: spielerisches Lernen stellt eine geeignete Methode dar, um den Anreiz, etwas lernen zu wollen, zu steigern und das Erlernte auch dauerhaft zu verankern. Die drei Praxisanleiterinnen des Katharinenstifts Adrienne Balla, Alina Smith und Maria Meier haben sich diese Methode zu eigen gemacht und beim ersten übergreifenden Praxisanleitungstag für die Auszubildenden erprobt.
Das Katharinenstift erprobt neue Wege
Am 3. Februar 2021 kamen sie mit allen zehn Auszubildenden aus den verschiedenen Wohnbereichen zusammen, um fachliches Wissen sowohl in Theorie als auch in Praxis zu verbessern. Das Besondere an diesem Tag war, dass sich erstmalig alle Auszubildenden zur gemeinsamen Praxisanleitung versammelten – egal welchen Lehrjahres oder Ausbildungsweges. Dass dieses Vorgehen nicht alltäglich ist, erklärt sich aus den unterschiedlichen Ausbildungsarten, die momentan noch vorherrschen. Für die generalistisch auszubildenden Pflegefachkräfte ist diese Praxisanleitung in der Lehre ausdrücklich vorgesehen – alle anderen Auszubildenden, die noch vor der Reformierung des Pflegeausbildungssystems 2020 angefangen haben, mussten für diesen Tag extra von ihrem Dienst freigestellt und zusätzliche Pflegekräfte als Ersatz für sie eingeplant werden. Und dafür sind die Praxisanleiterinnen der Einrichtungs- und Pflegedienstleitung des Katharinenstifts dankbar – ohne ihr Einverständnis und ihre Planung hätte der Tag auf diese Weise nicht zustande kommen können.
Wichtige Themen spielerisch leicht erklärt
Die zu behandelnden Themengebiete, die von den Schulen der generalistischen Pflegeausbildung vorgegeben werden, wurden auf vielseitige Weisen vermittelt und zur Steigerung der Motivation im Stile eines Wettbewerbs aufgebaut: Von Parcours, Memory-Spiel und Glücksrad bis hin zu einer regelrechten „Schnitzeljagd“ durch die Einrichtung.
So diente die „Schnitzeljagd“ beispielsweise dazu, die Räumlichkeiten des Katharinenstifts zu erkunden und die Mitarbeiter*innen der Verwaltung und des technischen Dienstes als zukünftige Ansprechpartner*innen für diverse Belange kennenzulernen. Mit Hilfe von Gewichten, Tauchermasken, Gehhilfen und anderer Utensilien wurde wiederum ein Parcours erstellt, den es unter Zeitdruck zu absolvieren galt. Ziel dieser Übung war es, das Empfinden und Befinden von älteren Menschen zu simulieren und verstehen zu lernen. Nebenbei wurden auch wichtige Informationen zur Krankheitslehre, Hygiene, Anatomie und auch Arbeitssicherheit vermittelt. Die Auszubildenden schlüpften während des Parcours in die Rollen ihrer zu pflegenden Personen und erlebten hautnah mit, was es bedeutet in Bewegung, Sicht und Kraft eingeschränkt zu sein. Ein gelegentliches, frustriertes „Ich kann nicht mehr.“ war vorprogrammiert.
„Niemand sollte sich zu irgendeiner Zeit langweilen oder abschalten und das ist so auch nicht vorgekommen.“, erklärt Alina Smith. Ein Augenmerk lag deshalb auf der Vermittlung neuen Wissens in Verbindung mit der Wiederholung und Vertiefung bereits erworbener Kenntnisse und Fähigkeiten. Wie viel Engagement jede pflegende Person bereits vor ihrem Dienstantritt mitbringt, sollte ebenfalls verdeutlicht werden. „Wir kommen zu unserem Dienst, aber wir bringen schon einen vollen Koffer mit.“, so beschreibt Praxisanleiterin Maria Meier die Arbeit als Pflegefachkraft. Und das bedeutet, dass die Grundlage für die Arbeit bereits im Entgegenbringen von Respekt und Wertschätzung gegenüber den zu Pflegenden beginnt. Und diese Prämisse, mit der Pflegefachkräfte jeden Tag an ihre Arbeit gehen, sollte sich jeder und jede Einzelne immer wieder vor Augen führen.
Teamgeist und Vertrauen gebildet
Die verschiedenen Praxisaufgaben mussten einzeln oder als Team gelöst werden. Besonders schön zu beobachten war, so die drei Praxisanleiterinnen einstimmig, wie die Auszubildenden sich gegensichtig unterstützten und anfeuerten. Sie tauschten sich untereinander aus und bildeten sofort Teamgeist, Zusammenhalt und – besonders wichtig – Vertrauen untereinander aus.
Waren die Auszubildenden zu Beginn des Tages eher verhalten und ruhig, da sie sich untereinander nicht so gut bis gar nicht kannten, so tauten sie innerhalb kürzester Zeit auf, lachten gemeinsam und unterstützen sich in der Bewältigung der Aufgaben. Eine ausgelassene Stimmung und freudiges Gelächter waren immer wieder im Haus zu vernehmen.
Ein gelungener Auftakt
Wie es sich für einen ordentlichen Wettbewerb gehört, gab es am Ende sowohl ein Präsent für das beste Team als auch eine Hervorhebung und Würdigung der Einzelleistungen. Das Team mit den meisten Punkten konnte sich über einen Essenskorb freuen und die drei besten Auszubildenden der Einzeldisziplinen wurden mit wichtigen Arbeitsutensilien belohnt.
Das Fazit unter allen Teilnehmer*innen war durchweg positiv und bot bis auf kleinere wettbewerbs-immanente Verbesserungsvorschläge keinen Grund zur Unzufriedenheit – in den Rückmeldungen ist die Rede davon, dass man viel Spaß hatte, dass es ein lehrreicher Tag war und dass man sich sehr über das Zusammentreffen mit den anderen Auszubildenden gefreut hat. „Es war so schön, dich kennenzulernen.“ – diesen Satz hörte man am Ende des ereignisreichen Tages aus den Mündern einiger Teilnehmer*innen, erzählt Adrienne Balla zufrieden.
Zukünftig drei Mal im Jahr
Die Praxisanleiterinnen Balla, Smith und Meier haben noch viele weitere Ideen, wie sie auch künftig den Auszubildenden spielerisch Wissen vermitteln wollen. Nachdem dieser Tag so ein großer Erfolg war, wird es – so entschied sich die Einrichtungs- und Pflegedienstleitung prompt – zukünftig drei Praxisanleitungstage für alle Auszubildenden im Jahr geben. Für die Auszubildenden stellt das einen großen Gewinn dar.
(Anna Engmann)
Foto (EVIM): Zum Abschluss das Zertifikat! Einrichtungsleiter Bastian Ringel (rechts im Bild) ist stolz auf die Azubis und seine Mitarbeiterinnen!