(Foto EVIM/J. Halisch): Ein EVIM-Team im Ludwig-Eibach-Haus: Tanja Salder, Ilka Müller, (Altenhilfe) Patrick Lahr, Arne Glindemann und Rebecca Scharf (Jugendhilfe)

EVIM rückt weiter zusammen: Alt und Jung im Ludwig-Eibach-Haus

Unter einem Dach leben im Ludwig-Eibach-Haus in Wiesbaden Bewohnerinnen und Bewohner der EVIM Altenhilfe sowie Jugendliche, die sich mit Unterstützung von Fachkräften der EVIM Jugendhilfe auf dem Weg zur Verselbstständigung befinden.

Der Ort ist ein historischer in der 175jährigen Geschichte von EVIM. Denn drei Jahre nach Gründung des Vereins entsteht in der heutigen Johannes-Brahms-Straße im Jahr 1853 auf Initiative des evangelischen Pfarrers Ludwig Wilhelm Eibach ein Rettungshaus für „verwilderte und verrohte Jugendliche“, wie es damals hieß. Als Vorbild diente das berühmte Rauhe Haus, das bereits 20 Jahre zuvor Dank Johann Hinrich Wichern in Hamburg ins Leben gerufen worden war. Heute ist die EVIM Jugendhilfe einer von vier Geschäftsbereichen der gemeinnützigen GmbH und betreut an gut 60 Standorten in Hessen und Rheinland-Pfalz mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche. Mittlerweile sind rund um das Ludwig-Eibach-Haus sogar alle vier Geschäftsbereiche vertreten, denn EVIM Bildung nutzt hier Büros und EVIM Teilhabe hat unmittelbar gegenüber Standorte, so dass hier Betreute das schöne Parkgelände nutzen.

Erfolgreiche Qualitätsprüfung

In der Hauptsache wird der Gebäudekomplex von der EVIM Altenhilfe genutzt. Haben hier Anfang 2023 aber noch 136 Plätze für Kurz- und Langzeitpflege existiert, so ist deren Zahl zunächst auf 96 und zuletzt weiter auf 84 reduziert worden. „Das wurde notwendig, weil es an Mitarbeitenden fehlt“, erklärt Ilka Müller, Geschäftsführerin bei der EVIM Altenhilfe. Zwar seien von den aktuell 83 Mitarbeitenden im Ludwig-Eibach-Haus immerhin 13 Auszubildende, aber in der Vergangenheit habe man trotzdem nicht genug Pflegekräfte ausbilden können. Aus diesem Grund habe man auf Leiharbeitskräfte zurückgreifen müssen. Unter diesen jedoch haben Hilfskräfte sowie Altenpflegehelfer fast doppelt so viel gekostet, im Vergleich zu den im vergangenen Jahr erhobenen Durchschnittslöhnen der Festangestellten. Bei den Pflegefachkräften seien die Kosten im Vergleich sogar mehr als doppelt so hoch gewesen. Zusätzliche finanzielle Belastungen, die als wirtschaftliches Risiko der Einrichtung gelten. Durch die Reduzierung der Plätze müsse Interims-Einrichtungsleiterin Tanja Salder nun nur noch im Krankheitsfall auf Leiharbeitskräfte zurückgreifen. Da die Verbundenheit der eigenen Angestellten zudem höher sei, haben man die Qualität der Betreuung wieder auf das gewünschte Niveau heben können, was sich am Zyklus der externen Qualitätsprüfung ablesen lasse. „In diesem Jahr müssen wir nicht mehr geprüft werden“, betont Ilka Müller.

Jugendliche auf ein selbstständigen Leben vorbereiten

Erste Kontakte der Senioren zu Jugendlichen gibt es bereits seit drei Jahren, weil die Jugendhilfe im fünften Stock des Hauses junge Geflüchtete aus der Ukraine betreut hat. Mittlerweile handelt es sich um eine Jugendwohngruppe mit acht Personen aus fünf Nationen. „Es sind durchweg Geflüchtete oder Jugendliche mit Migrationshintergrund, die schon länger hier sind. Durch die Freiheiten in Deutschland bekommen manche Probleme mit der eigenen Kultur“, erläutert Patrick Lahr, Regionalleiter bei der Jugendhilfe. Diese Gruppe zieht geschlossen in einen Bereich im Erdgeschoss des Hauses, wo 14- bis 21jährige außer von einem halben Dutzend pädagogischen Kräften auch von einer Hauswirtschaftskraft unterstützt werden. Denn sie befinden sich noch in der ersten Phase eines dreistufigen Modells zur Verselbstständigung. Ins Untergeschoss, wo nicht nur ebenfalls acht Einzelzimmer zur Verfügung stehen sondern auch eine große Gemeinschaftsküche, sollen 16- bis 21jährige ziehen, die in ihrer Wohngruppe nur noch von fünf pädagogischen Kräften unterstützt werden. Für die dritte Phase der Verselbstständigung könnte sie ihr Weg dann ins Lindenhaus von EVIM in der Mainzer Straße führen.

Neue berufliche Perspektiven

Gut denkbar, dass einige der Jugendlichen die Gelegenheit nutzen und während sie im Ludwig-Eibach-Haus leben, hier gleichzeitig eine Ausbildung im Pflegebereich absolvieren. „Das ist durchaus eine mögliche Perspektive. Wir hatten schon Jugendliche, die ein Praktikum bei der Altenhilfe absolviert haben“, berichtet Arne Glindemann, Teamleiter bei der Jugendhilfe. Darüber hinaus ist es für Auszubildende in Wiesbaden besonders schwer, finanzierbaren Wohnraum zu finden. „Es sieht anders aus, wenn sie sich schon mit einer Festanstellung für eine Wohnung bewerben“, ergänzt Patrick Lahr. Einen guten Start in der Landeshauptstadt will man bei der Altenhilfe auch den Teilnehmenden eines neuen Pilotprojekts ermöglichen. Erstmals verfügt man jetzt über vier Auszubildende, die direkt in Vietnam angeworben worden sind. Auch sie erhalten die Möglichkeit, direkt im Ludwig-Eibach-Haus zu wohnen, wo also sowohl die Mischung der Kulturen als auch der Generationen weiter wächst. (hej)