Die Sache mit den Stockbetten konnte inzwischen für diese Familie geklärt werden, denn Sabrina Reuter, eine EVIM Kollegin aus dem IMW, besorgte nicht nur kurzfristig mit ihrem Freund den begehrten Artikel, sondern spendete auch das Geld dafür. Als kurz darauf insgesamt 11 Familienangehörige die Wohnung bezogen, war die Hilfsbereitschaft groß. Petra Vossmer, EVIM Mitarbeiterin der Behindertenhilfe, begleitet die Familie ehrenamtlich mit Nathalie Böttcher vom Team Wohnhaus Schulstraße, das auch logistisch ad hoc großartig half. Sprachlich unterstützen ukrainischstämmige Menschen aus der Region wie zum Beispiel Frau Bär aus Bischofsheim.
Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, das das großartige Engagement in und außerhalb von EVIM in der Ukrainehilfe zeigt. Marlene Rollmann, Tochter von Peter Rollmann und Mitarbeiterin in der Jugendhilfe, war eine der ersten, die nach Polen gefahren ist, um Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen. „Der Anruf kam von unterwegs“, erinnert sich Vater Peter. Rasch galt es, für drei Frauen und ihre fünf Kinder eine Unterkunft zu finden. Mit seiner Idee, eine freigezogene Wohnung auf dem Geisberg zu nutzen, traf der Projektverantwortliche für Arbeit und Beschäftigung bei EVIM auf offene Ohren und Herzen beim Vorstand und bei der Fachbereichsleitung der Jugendhilfe. Seitdem kümmern sich Marlene Rollmann im Kontakt mit Jana Simonow und EVIM Kollegin Petra Ketel um die Gäste auf dem Geisberg. Über persönliche Kontakte von Antje Kaukel, Geschäftsführerin der Service GmbH, konnte in ähnlicher Weise zwei weiteren Familien mit ihren insgesamt 14 Kindern geholfen und ein Übersetzer ins Boot geholt werden. Hier zeigt sich einmal mehr, wie pragmatisch EVIM mit Herausforderungen umgehen und in kürzester Zeit Lösungen finden kann: Eine freigeräumte Liegenschaft in Wiesbaden bot für die Aufnahme der miteinander verwandten Großfamilien beste Voraussetzungen. Umgehend wurde das ehemalige Kita-Gebäude durch die Schlockerhof-Handwerker für den Einzug vorbereitet. Für die Ausstattung sorgten viele engagierte Menschen, die über den Facebook-Aufruf Sachspenden zur Verfügung stellten. Besonders schön: Im April kam das Baby der Familie gesund auf die Welt. Dankbar und glücklich waren alle, dass es Mutter und Kind nach der schweren Zeit gut geht.
Ehrenamtliche für Lagerlogistik bei den Sachspenden gesucht
„Wir haben inzwischen so viele nützliche Haushaltsgegenstände und Mobiliar bekommen, dass wir für die Lagerung einen geeigneten Raum finden mussten“, berichtet Peter Rollmann. Auch hier hatte der in der Region bestens vernetzte Rollmann die richtige Idee. Über einen Kontakt zur WJW in Wiesbaden stellten die Verantwortlichen ein Gebäude in der Nähe von Campus Klarenthal zur Verfügung. Nun sei man auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die bei der Anlieferung und Ausgabe der Sachspenden unterstützen. Da EVIM breit aufgestellt ist, fand Peter Rollmann bei Carlos Müller dafür den richtigen Ansprechpartner. Der Geschäftsführer der EVIM Bildung warb über eine Rundmail bei den Eltern der Schüler:innen von Campus Klarenthal um Unterstützung. „Mittlerweile haben knapp ein Dutzend Eltern sich bereit erklärt zu helfen“, freut sich Peter Rollmann. Thomas Heinz, Pädagoge am Campus, hält inzwischen die Fäden für dieses Projekt zusammen. Außerdem sei er mit Andrea Stinner, Leiterin der Abteilung Freiwilliges Engagement im Gespräch, weitere Interessenten für die Lagerlogistik zu gewinnen. Mit Dirk Liedtke, Geschäftsführer der EVIM Dienstleistung GmbH ist er als Projektverantwortlicher im „Dauerkontakt“, um die gespendeten Möbel und Einrichtungsgegenstände abzuholen und dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden. Aber auch viele andere Mitarbeiter:innen bei EVIM wie Paul Gleibmann und Maryna Artemenko, beide Fachkräfte aus der Jugendhilfe, sind tagtäglich im Einsatz, Geflüchtete in Sicherheit zu bringen und bestmöglich zu unterstützen.
Enge Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen
Besonders hebt Peter Rollmann die enge Zusammenarbeit mit den Städten und Kommunen hervor, in denen EVIM vor Ort Hilfe anbieten kann. „Vor allem geht es um die Unterbringung von Flüchtlingen“, so Peter Rollmann. Die Zusage von EVIM, je nach Möglichkeit auch Großfamilien, Menschen mit Beeinträchtigungen und Älteren eine Unterkunft bieten zu können, werde „mit offenen Armen“ angenommen. Aktuell sei er mit der Stadt Bad Homburg und dem Landkreis im Gespräch. Bis zu 18 Personen könnten demnächst in neun Zimmern in einem freigezogenen Bereich in der Flersheim-Stiftung eine Bleibe finden. „Die Vorbereitung laufen auf Hochtouren“, sagt Peter Rollmann und weiß mit Einrichtungsleiterin Cornelia Franke eine großartige Unterstützerin an seiner Seite, die „unendlich viel macht“. Eine weitere Wohnmöglichkeit wurde durch das IMW von EVIM in der alten Villa auf dem Gelände geschaffen. Auch in Glashütten stellt EVIM in Kooperation mit dem Landkreis Wohnraum für eine Familie zur Verfügung.
In Wiesbaden installierte EVIM innerhalb von nur zwei Wochen für 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein Wohn- und Betreuungsangebot. In Kooperation mit dem Jugendamt stellte EVIM dafür eine freigezogene Etage im Ludwig-Eibach-Haus zur Verfügung und sucht derzeit Personal für die Betreuung. Bei all dem weiß Peter Rollmann, wie sehr der EVIM Vorstand alle Aktionen und Aktivitäten in der Ukrainehilfe nicht nur unterstützt, sondern selbst daran mitwirkt, Akteure zu vernetzen und praktische Hilfe anzubieten.
Hilfsbereite Nachbarschaft
Aber auch an seinem Heimatort Schlangenbad findet Peter Rollmann über „Straßenfunk“ Menschen, die mit anpacken und Hilfe leisten wollen. Als er am Sonntag einen Transporter mit Sachspenden nach Hattersheim bringen wollte, bot ihm eine Nachbarin eine leerstehende Wohnung in Zeilsheim als Unterbringungsmöglichkeit für eine Familie an. Froh ist er auch über die Mithilfe daheim, denn Tochter Maria unterstützt ihn ehrenamtlich bei der Verwaltung der Angebote und Anfragen.
Gegen Ende des Gespräches in der Geschäftsstelle klingelte das Handy von Peter Rollmann. Die dringend benötigte Einbauküche für die Familie in Hattersheim sei da. Marlene Rollmann hatte über Ebay ein Angebot gefunden. Als der Verkäufer hörte, dass die Küche für eine ukrainische Familie bestimmt sei, gab er sie unentgeltlich ab. „Es ist unglaublich, wie groß die Hilfsbereitschaft ist“, resümiert Peter Rollmann und ist auch schon wieder unterwegs zu einem Termin mit einer engagierten Wiesbadenerin, die die Hilfsaktionen von EVIM unterstützen möchte. Frau Bender, Apothekerin in Wiesbaden, ist mittlerweile eine wichtige Ansprechpartnerin für die beiden Großfamilien in Wiesbaden. (hk)
Nützliche Übersetzungshilfe für die erste Begegnung mit Menschen aus der Ukraine (PDF)
(Foto privat): Diese beiden kinderreichen Familien fanden nach ihrer Flucht aus der Ukraine in einer freigezogenen EVIM Liegenschaft eine sichere Unterkunft. Zahlreiche Bürger:innen und Mitarbeiter:innen von EVIM halfen über Spendenaufrufe mit Sachspenden.