EVIM Werkstätten setzen auf digitale Lösungen

Als Ende März die Werkstätten für behinderte Menschen bundesweit in Folge der Pandemie geschlossen wurden, standen sowohl die Fachkräfte als auch die Klienten und Kunden vor einer großen Herausforderung: der Arbeits- und Lebensalltag musste komplett neu gestaltet werden.

Marco Andrä, Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung am Standort der Reha-Werkstatt in Idstein, erinnert sich noch gut: „Einige Klienten fanden sich auch nach der Schließung vor dem Tor der Werkstatt ein und wollten unbedingt weiterarbeiten.“ Das ging leider nicht. Doch das Fachpersonal hatte schon Ideen entwickelt, um die Begleitung der Klienten und einige Kundenaufträge auch unter den ganz besonderen Bedingungen in einem gewissen Umfang beibehalten zu können. Die Reha-Werkstatt setzt dabei, wie viele andere Unternehmen auch, auf die digitale Kommunikation. Eine große Herausforderung bestand darin, die Klienten am heimischen PC per Telefonkontakt anzuleiten, die Software für digitale Meetings zu installieren. „Das war jede Menge Arbeit, klappte aber in vielen Fällen“, so das Fazit von Marco Andrä. Dadurch sind nun viele der rund 60 Klienten in der Lage, an Gruppengesprächen online teilzunehmen und mit Fachpersonal und Kollegen in Kontakt zu bleiben. Gerade Klienten mit psychischen Erkrankungen seien über diese Form des persönlichen Austausches in den Zeiten von Social Distancing „total froh“, berichtet Marco Andrä. Angeboten werden über das Werkstatt-Team auch Online-Schulungen zu Themen, die die Klienten aktuell sehr beschäftigen, wie die Umsetzung eines strukturierten Tagesablaufes.

Eine andere Herausforderung besteht für die Werkstatt darin, zentrale Dienstleistungsaufträge weiterhin abzusichern. Der Standort in Idstein ist besonders auf EDV-Dienstleistungen und Industriemontage spezialisiert. „Wir wollen natürlich Kunden auch unter den erschwerten Bedingungen behalten und zumindest einige Aufträge weiterführen“, so Marco Andrä, der sich mit seinen Fachkollegen in die Montagepraxis eingearbeitet hat und Produkte fertigt. Aber auch hier zeigt sich, wie kreativ die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, Lösungen zu finden. Eine FSJ-lerin beliefert derzeit Klienten, die von zu Hause arbeiten können und wollen, mit Montage-Sets und holt diese nach der Fertigung wieder ab. „Das klappt super“, so Marco Andrä.

Foto (EVIM/Marco Andrä): Online-Schulungen werden von vielen sehr gut angenommen.