Seit 2008 haben über 1300 Freiwillige bei EVIM ihren Dienst geleistet. Rund 100 von ihnen sind derzeit tätig. Aber nicht nur EVIM und seine Klient:innen profitieren davon, sondern auch die Freiwilligen: Sie erweitern ihren Horizont, werden bei der Berufswahl unterstützt, entwickeln Verständnis für Menschen, denen sie sonst nicht begegnen würden. Und das gehört auch zur Demokratiebildung, heute wichtiger denn je. Daher wurde die Nachricht mit Sorge aufgenommen, dass die Bundesregierung in diesem Bereich für 2025 Kürzungen plant. Rund ein Drittel der aktuellen Ausgaben könnte davon betroffen sein, so Lena Bouman, Leitung der EVIM-Freiwilligendienste. Das würde nicht nur bedeuten, dass man weniger Stellen anbieten beziehungsweise zum jetzigen Zeitpunkt den Jahrgang 2024/25 gar nicht abschließend planen kann. Es würde auch heißen, dass die Bildungsarbeit, die zu den Freiwilligenjahren gehört, nicht im gewohnten Umfang stattfinden kann. Bei den Seminaren und Workshops, die genau auf die Zielgruppen abgestimmt sind, müssten Einschnitte gemacht werden. Umso erfreulicher war der Besuch der neuen Wiesbadener SPD-Bundestagsabgeordneten Nadine Ruf, die aktuell in den Bundestag nachrückt, bei EVIM. Sie ließ sich von Lena Bouman und Christian Kulik, Mitarbeiter im Bereich Freiwilliges Engagement, über die Folgen eventueller Kürzungen informieren.
Wertvolle Arbeit ist für alle Beteiligten bedeutsam
„Die fehlende Verpflichtungsermächtigung für Fördergelder in den Freiwilligendiensten bis zum Jahr 2025 gefährdet die Fortführung der Angebote in gleichbleibender Qualität und Quantität“, mahnte Lena Bouman. Jede dritte Stelle könnte es treffen. Und auch die Stellen in Organisation und Betreuung wären von den Einsparungen betroffen. Sie gab einen aktuellen Einblick in das Thema: „Wir können derzeit keine Bewerber:innen einstellen, da diese zum Schuljahresbeginn anfangen möchten und das Soziale Jahr dann bis 2025 dauert. Das geht aber momentan nicht.“ Auch die Einsatzstellen, bei denen die FSJ’ler eingeplant sind, haben also keine Planungssicherheit. Denn die jungen oder älteren Menschen leisten wertvolle Mitarbeit, ob in der Schulbetreuung oder in Senioreneinrichtungen. Da sie gut und engmaschig betreut werden, können sie bald Verantwortung übernehmen, sagt Kulik. Man lege Wert darauf, jeden einzelnen FSJ’ler nach den persönlichen Stärken einzusetzen. „Viele entwickeln sich während des Jahres ganz enorm weiter“, hat Kulik beobachtet. Es gibt bei EVIM auch mehrere Plätze für junge Leute mit speziellen Bedürfnissen, die dann besonders betreut werden müssen. Das ist sehr erfolgversprechend. Manche entschlössen sich nach dem FSJ zu einer Berufsausbildung im sozialen Bereich, oft sogar direkt bei EVIM – ein wichtiges Element der Nachwuchsrekrutierung. Speziell bei jener kleinen Zielgruppe, die noch ganz ohne Perspektive zu EVIM kommt, könne man über Erfolge berichten, sagt Kulik. „80 Prozent machen tatsächlich weiter. Das ist wichtig – aber für sie brauchen wir viel Zeit.“ Daher sei es unerlässlich, dass die Möglichkeiten erhalten bleiben können. Das geht nur mittels der Förderung des Bundesministeriums.
Hoffnung auf eine gesicherte Perspektive
Nadine Ruf konnte berichten, dass das Anliegen bereits in der Bundespolitik diskutiert werde. Man habe die Nöte der Träger – nicht nur EVIM ist betroffen – zur Kenntnis genommen und wolle sich darum kümmern, dass die Angebote in bisherigem Umfang weitergeführt werden können. „Ich kann noch nichts final zusagen, aber es ist eine Lösung in Sicht.“ Sie wolle die Dringlichkeit in den entsprechenden Gremien unterstreichen und zeigte sich sehr interessiert an der täglichen Arbeit bei EVIM mit und für die Freiwilligen. Auch sie weiß, wie wichtig politische Bildung anhand solcher praktischen Erfahrungen und Erlebnisse künftig sein wird. (Anja Baumgart-Pietsch)