Geglückter Neubeginn – EVIM Mal-Atelier stellt im Wiesbadener thalhaus aus

Die erste Ausstellung des Jahres im thalhaus Wiesbaden ist Art Brut gewidmet. Zu sehen sind 31 Werke von Künstlerinnen und Künstler der EVIM Behindertenhilfe, darunter zahlreiche Arbeiten, die unter der neuen künstlerischen Leitung von Artjom Chepovetskyy entstanden sind. Die Präsentation wurde gestern mit einer viel beachteten Vernissage eröffnet. Sie sei eine wunderbare Möglichkeit, Vorurteile gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen abbauen zu helfen, so die Veranstalter.
 
Kontinuität im Konzept und neue Wege in der künstlerischen Arbeit - unter diesen Prämissen ließe sich die Präsentation der Arbeiten beschreiben, mit denen Mal_anders wieder in der Öffentlichkeit zu sehen ist. Artjom Chepovetskyy folgt auf Monika Niebergall, die 16 Jahre lang die Künstlerinnen und Künstler mit viel Herzblut gefördert und begleitet hatte. Ebenso wie sie will er Talente und Begabungen der Malerinnen und Maler entfalten helfen und sie bestmöglich fördern. In ihnen sieht der 32-jährige Absolvent der Akademie der Bildenden Künste Mainz „ernstzunehmende Künstlerinnen und Künstler“, die ihre Entwicklung voranbringen wollen und daran produktiv und kreativ arbeiten. Er lässt ihnen Freiraum, motiviert sie zum „Querdenken“. Dabei kann er auf ein „wunderbares Fundament“ aufbauen, das seine Vorgängerin geschaffen hat.

Mut zum Experiment

Die Ergebnisse machen staunen: Fatou Jassy-Touray ist bekannt für ihre großformatigen, expressiv-farbenfrohen Selbstportraits. Jetzt nähert sie sich in mehreren neuen Bildern der abstrakten Malerei. Ihr außergewöhnliches Gefühl für Farbe und ihre kreative Dynamik, mit der sie in den vergangenen Jahren als Künstlerin immer wieder auf sich aufmerksam gemacht hat, lassen weitere vielversprechende Arbeiten erwarten. Mit Ralf Ulrich und Kevin Kumbatzki stellen zwei neue Künstler erstmals aus. Die Bilder von Kevin Kumbatzki faszinieren durch Phantasie- und Fabelwesen, die teils gezeichnet, teils gemalt, dessen kleinformatige Bilder dominieren. Von einer „ganz starken Entwicklung“ spricht Chepovetskyy in Bezug auf Ralf Ulrich. Der junge Mann ist erst seit knapp einem Jahr im Malatelier und widmet sich der abstrakten Malerei. Bereits in dieser kurzen Zeit entwickelte er eine hohe Sensibilität für Farbe und Form. Er sei derjenige in der Gruppe, der am konsequentesten zu experimentieren bereit ist und stark „querdenkerisch“ arbeitet. Dass Mal_anders hier ausstellen dürfe, sei eine wunderbare Möglichkeit, Art Brut weiter bekannt zu machen "Lassen wir uns von allem berühren, was hier zu sehen ist", so Chepovetskyy.
Begleitend zur Ausstellung liegen Künstlerkataloge vor. Damit will Chepovetskyy auch in Zukunft das Interesse von Galerien wecken, Art Brut von Mal_anders ein Forum zu geben. Seine Begeisterung über die Arbeit, die ihm auch beruflich neue Impulse gibt, motiviert alle.

Der Neuanfang im Mal-Atelier der EVIM Behindertenhilfe ist mit ihm mehr als geglückt. Darüber freut sich auch Eugen Krauter, stellvertretender Geschäftsführer der EVIM Behindertenhilfe, der als „Freund und Förderer der Malgruppe seit vielen Jahren regionale und überregionale Ausstellungen auf den Weg gebracht hat“, wie Holger Hebenstreit, langjähriger künstlerischer Leiter des thalhauses in seiner Begrüßung würdigte. 

Dauer der Ausstellung: bis 12. März, geöffnet an allen Veranstaltungstagen von 19 - 23 Uhr und nach Vereinbarung; Nerotal 18, Wiesbaden

Foto (EVIM / O.Hebel): Artjom Chepovetskyy (Mitte) inmitten der zahlreichen Besucher und Künstler von Mal_anders anlässlich der Vernissage im thalhaus Wiesbaden.