Sieben Stunden hat es gedauert vom bejubelten Start des Ballons beim Schulfest des Campus Klarenthal bis zur Rückkehr des Teams, das sich per Auto auf den Weg gemacht hat zum vermuteten Landepunkt der Sonde. „Wir hatten kein GPS-Signal und haben eine Stunde bei Gießen gestanden“, berichtet Ralf Neunaber. Anhand der Windrichtung, die an diesem Tag geherrscht hat und dem Wissen um die Höhenströmung, haben die zwölfköpfige Schülergruppe der zehnten Jahrgangsstufe und der promovierte Biologe die Stadt in Mittelhessen als ungefähren Landeort der Sonde errechnet. Da man beim Verlauf des Fluges jedoch nie vor Überraschungen gefeit ist, ist die Styropor-Box, in der sich Kameras und das Material für wissenschaftliche Experimente befinden, mit einer Telefon-Nummer versehen. Unter dieser meldet sich schließlich die Polizei, die den Wartenden mitteilt, dass die Sonde in der Nähe von Marburg runtergekommen ist. „Wir hatten Glück, dass sie nicht in die Lahn gefallen ist. Die Box ist zerschreddert und eine Kamera hat kurz nach dem Start nicht mehr aufgezeichnet“, erläutert Ralf Neunaber. Zum Glück hat es sich aber nicht um die Kamera gehandelt, die auf die beiden an Bord befindlichen Experimente gerichtet gewesen ist. Daher wird man nach Auswertung der Aufnahmen etwa ablesen können, wann der mit Farbstoff versehene, 50-prozentige Alkohol sich verfärbt hat, was einen Rückschluss auf die zu diesem Zeitpunkt herrschenden Minusgrade zulässt.
Aufwändige Vorbereitung mit großem Lerneffekt
Noch lange nach dem Start sind der mit gut 4.000 Litern Ballongas befüllte Ballon sowie die zehn Meter tiefer an einem Seil befestigte Sonde bei strahlendem Sonnenschein zu sehen. Damit es nicht zu unerwünschten Begegnungen mit dem Flugverkehr rund um den Frankfurter Flughafen kommt, ist für die Durchführung des naturwissenschaftlichen Experiments eine Genehmigung der Landesluftfahrtbehörden nötig und für den Start muss ein fest vereinbartes Zeitfenster eingehalten werden. „Ich war überrascht von dem Aufwand, den man hat, um so ein Projekt auf die Beine zu stellen“, erklärt der 16-jährige Nelson. Zu seinen Aufgaben hat etwa die Kommunikation mit dem Förderverein der Schule gehört, der zu den Sponsoren des rund 1.200 Euro teuren Projekts gehört. „Das hat sehr viel Spaß gemacht. Das ist nicht so theoretisch, sondern mal praktische Naturwissenschaft“, urteilt die gleichaltrige Fiona. Doch auch zur Theorie hat die Schülerin bei den Vorbereitungen einiges gelernt. So sei ihr etwa nicht klar gewesen, dass sich die Atmosphäre der Erde aus fünf verschiedenen Schichten zusammensetzt. Die Stratosphäre, in die der Ballon aufgestiegen ist, beginnt in mittleren Breiten bei etwa 15 Kilometern Höhe. Wird es bis dahin zunächst einmal immer kälter, erhöht sich die Temperatur hier durch den Einfluss der Ozonschicht wieder. „Ich habe viel über Berechnungen gelernt. Weil wir wochenlang auf die Kameras gewartet haben, haben wir erst mal mit den Angaben aus dem Internet gerechnet und mussten dann noch mal wiegen“, erläutert der 16-jährige Finn.
Auch nach dem erfolgreichen Start und der glücklichen Suche bleibt es für ihn spannend. Nach den Sommerferien gilt es, die Aufnahmen der Kamera auszuwerten. Für alle ehemaligen Zehntklässler, die am Campus auch die Oberstufe besuchen, kommt außerdem noch mal ein neuer Aspekt dazu, wenn sie die Inhalte des Projekts an Schüler der jüngeren Jahrgangsstufen vermitteln. Lernen durch Lehren nennt Schulleiter Uwe Brecher diesen Effekt des Projekts. (hej)