Anfang August, um acht Uhr morgens, ist schon einiges los am Campus. Zu dieser Zeit ziehen sich vermutlich viele Ferienkinder nochmal die Bettdecke über den Kopf. Anders bei Till, Tim, Lisa, Max und Leonhard, die für ein paar Tage den Hühnerdienst übernommen haben. Für Huhn Nofretete und die fünf - inzwischen schon recht herangewachsenen - „Küken“ muss der Stall aufgesperrt werden. Dass es am Campus Hühner gibt, ist nicht ganz neu. „Es gab immer mal wieder eine Hühnerpause“, berichtet Daniela Hoffard, die vor neun Jahren an die Schule kam. Als Klassenlehrerin und Sonderpädagogin kümmert sie sich gemeinsam mit ihrem Teamkollegen Ralf Neunaber in besonderer Weise um Naturprojekte.
Der angestammte Stall ist mittlerweile am neuen Standort hinter dem Haupthaus und macht einen hervorragenden Eindruck: blitzblank und mit allem ausgerüstet, was eine artgerechte Hühnerhaltung erfordert. Unter der Federführung von Grundschulleiterin Elke Bonn sind alle Mädchen und Jungen der unteren Jahrgangsstufen in dem Projekt mit eingebunden. In den Ferien ist die Versorgung der Tiere natürlich freiwillig. Zu Ferienbeginn haben Jennifer Fleschner mit ihren Kindern Till und Lisa den Dienst übernommen. Till findet die Hühner „cool und richtig süß“. Ebenso wie sein Mitschüler Leonhard, der an diesem Tag mit dabei ist. Till mag den Hühnerdienst und weiß genau Bescheid, was zu tun ist: „Zuerst stellen wir das Futter hin, dann wird Wasser aufgefüllt und dann werden die Hühner rausgelassen.“ Die Stallreinigung gehört genauso dazu, wie zu prüfen, ob der Zaun in Ordnung ist, damit die Hühner nicht ausbüxen können. Auch nach Eiern wird geschaut, „pro Tag gibt es ein bis zwei Stück“, erzählt Jennifer Fleschner. Diese dürfen mit nach Hause genommen werden: „Wer arbeitet, darf auch genießen“, freut sich nicht nur die Mama.
Hühner retten einen Fuchs
Till und seine Freunde haben den Umgang mit Hühnern am Campus gelernt. Dass man sich um Tiere täglich kümmern muss, weiß er von zu Hause. In der Familie lebt Hund Hardy, der von einem schattigen Plätzchen aus dem Treiben im Gehege zuschaut. Abends, zwischen sechs und acht, kommt Familie Fleschner nochmal zum Campus. Dann wird mit leckerer Rohkost, darunter Melonen und Gurken, das Federvieh wieder in den Stall gelockt und dieser gut verschlossen. „Das Gelände liegt nah am Wald und die vierbeinigen Hühnerdiebe sind nicht weit“, weiß Jennifer Fleschner und erzählt eine Story, die unfassbar kurios ist: Vor wenigen Wochen war plötzlich ein lautes, wildes Gackern zu hören. Aufgeregt lief die Lehrerin von Till, Annette Zimmermann, zum Hühnerstall. Der Aufruhr kam aus Richtung Regentonne. Dort hörte man laute Geräusche. Als die Lehrerin näher trat, traute sie fast ihren Augen nicht: Ein habgieriger Fuchs hatte sich sozusagen auf Diebestour ‚verzockt‘ und landete im Wasser, aus dem er sich von allein nicht befreien konnte. Dank der beherzten Lehrerin kam er letztendlich nicht in der Grube um, die er sich selbst gegraben hatte. „So retteten die Hühner durch ihr Geschnatter das Leben desjenigen, der ihnen den Garaus machen wollte!“ An diesem Ferientag bleibt aber alles ruhig, die Hühner picken friedlich im Gras und Nofretete stolziert - ganz majestätisch - über den Hof. Schulleiter Uwe Brecher brachte die Queen mit dem interessanten Federkleid mit. Die Küken wuchsen zuerst im Brutkasten an der Grundschule heran. Mittlerweile sind sie flügge. Gut, dass es so engagierte Hühner Buddies am Campus gibt!
Acker Buddies mit Gießplan
Aber auch der Schulacker braucht besonders in den Ferien die Unterstützung von Acker Buddies. „Ackern gehört bei uns mit in den Stundenplan“, sagt Daniela Hoffard, die Klassenlehrerin der Carica, Jahrgangsstufe 5. Auf deren Beeten wachsen und gedeihen die Pflanzen prächtig. Der Artenreichtum ist groß: Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln, Mais, Kürbis, Tomaten, Sellerie und vieles mehr füllt den Acker. „Großartig“ findet sie die freiwillige Unterstützung durch die Eltern in den Ferien bei diesem Projekt. „Die beiden Elternbeirätinnen Frau Ullrich und Frau Ritter-Kettenbach haben den Gießplan in der Ferienzeit mit anderen Eltern supergut organisiert!“ Der Lohn für gute Pflege ließ nicht auf sich warten. Zum Ende des Schuljahres konnten die Schüler:innen der Carica erstmals ernten und einen leckeren Salat schnippeln. „Vom Acker auf den Teller“, berichtet Daniela Hoffard begeistert von diesem tollen Erlebnis in der Klasse ganz im Sinne des Projektes.
Carica – das ist der botanische Name für Feige. Wie es Tradition am Campus ist, wird die jeweilige Pflanze auf dem weitläufigen Schulgelände in die Erde gebracht. Ganz stolz zeigt Daniela Hoffard auf den kleinen Feigenbaum, der richtig gut angegangen ist. Ein schönes Beispiel dafür, dass die Natur in besten Händen ist. (hk)