Im Mai und im September erhält die EVIM Einrichtung tierisch Zuwachs. Dann kommen fünf Hühner an, die für vier Wochen im Garten des Seniorenzentrums „Urlaub machen“. Ihr angestammter Hof befindet sich in Seligenstadt. Dort leben sie zusammen mit 350 anderen Tieren in Freilandhaltung. Der Hofeigentümer ist Michael Lüft, der die Hühner hält und frische Freilandeier sowie heimische Produkte ab Hof verkauft.
Dass die Hüher „auf Reisen“ gehen und in sozialen Einrichtungen ihr Tagwerk leisten, ist einer ganz bezaubernden Idee von Michael Lüft zu verdanken. Auf dem Hintergrund, dass viele Kinder wenig Bezug zu Nahrungsmitteln haben, entstand der Gedanke, Hühner für einen gewissen Zeitraum zu vermieten – „Rent-a-Huhn“ eben! Nicht nur das liebe Federvieh wird ausgeliehen, sondern das nötige Equipment und das Futter dazu. Diese Idee trifft nicht nur bei Kindergärten auf großes Interesse sondern inzwischen auch in Senioreneinrichtungen, wie in Schwalbach seit drei Jahren. Dort sind die Voraussetzungen in doppeltem Sinne ausgezeichnet. „Bei uns ist immer jemand da, morgens, mittags, abends und am Wochenende“, freut sich Viktor Derr, der das Seniorenzentrum in Schwalbach leitet. Mit der neuen Kindertagesstätte unter einem Dach werden gleich beide Zielgruppen bedient. Die Kleinen lernen etwas über die nützlichen Tiere und Hühnerhaltung und die Senioren freuen sich über den tierischen Besuch und manche erinnern sich an frühere Zeiten – eine überaus willkommene Abwechslung, so Derr. Viele Senioren verfolgen vom Balkon aus, wenn die Tiere im Gehege unterwegs sind und nehmen Anteil an allem, was so „auf dem Hof“ geschieht. Mit Spannung wird natürlich auch erwartet, ob es mit dem Eierlegen wieder so gut klappt wie bisher. „Eine Seniorin führt sogar eine Strichliste, wie viele Eier in der Zeit zusammen kommen“, schmunzelt Derr. Dass das Eierlegen nicht selbstverständlich ist, sagt auch Bauer Lüft. Eier gibt es nur dann, wenn die Tiere sich in der neuen Umgebung wohl fühlen. Und das scheint ganz der Fall zu sein im Seniorenzentrum am Europaring. „Wir hatten bis zu 90 frische Eier in der Zeit, in der die Hühner bei uns waren“, berichtet Derr stolz. Die frischen Landeier bereichern den Speiseplan und kommen den Bewohnern zu Gute.“ Dass Tiere nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch richtig versorgt werden müssen, versteht sich von selbst. Für die gefiederten Kurzzeitgäste gibt es täglich einen Hühnerdienst, der Futter, Einstreu und Wasser erneuert.
„Gemeinsam mit der Einrichtungsleiterin der Kita haben wir überlegt, wie wir Jung und Alt bei diesem Projekt zusammenbringen können“, so Derr. Geplant sei, dass die Kinder an bestimmten Tagen mit zuschauen können, wenn Eier gesammelt werden und das handzahme Federvieh versorgt wird. Es gibt einen Futter- und einen Wasserautomaten, Futter und Einstreu für das Nest vor Ort. Das alles wird von Bauer Lüft mit angeliefert.
Dass Frieden auf dem Hühnerhof herrscht, ist auch der Tatsache zu verdanken, dass der Hahn daheim in Seligenstadt bleibt. „Die Hühner machen Urlaub“, sagt Michael Lüft lachend.