„Es waren die Fernsehbilder von den ankommenden Flüchtlingen, die meinen Mann und mich 2015 dazu bewogen, etwas zu tun“, erzählt Kitty Gebauer aus Wiesbaden. Spontan gingen beide in eine Unterkunft, lernten dort einen jungen Syrer kennen, dem sie bei der Integration in seiner neuen Umgebung behilflich sein wollten. „Wir sind aber schnell an Grenzen gestoßen“, räumt sie ein. Doch nicht der Kontakt mit dem jungen Mann war das Problem, sondern die ehrenamtliche Tätigkeit in der Flüchtlingshilfe als solche. Informationen und Beratung fehlten. An wen kann ich mich wenden, um Hilfe und Unterstützung zu erhalten, wenn es Fragen zu klären gilt.
Es entstand der Kontakt zum Evangelischen Verein für Innere Mission in Nassau (EVIM), der mittlerweile das Patenprogramm „Be welcome“ aufgelegt hatte. „Damit unterstützt EVIM geflüchtete Menschen beim An- und Weiterkommen in Deutschland und wir engagieren uns, Paten zu finden, die diese Menschen ein Stück ihres Weges ehrenamtlich begleiten“, betont die Leiterin des EVIM-Programmes Pirko Krämer während der offiziellen Eröffnung des „Be welcome“ Büros in Bad Schwalbach. Eine solche Patin ist Kitty Gebauer; nun zum zweiten Mal. Gemeinsam mit Aws Ahmed, der aus dem Irak 2015 geflüchtet ist, bildet sie nun ein „Tandem“, das gut funktioniert, wie beide mit einem Strahlen erzählen. Sie und ihr Mann kümmern sich um den jungen Iraker, damit dieser seinen Weg in Wiesbaden finden kann. Was macht diese Patenschaft aus? Was sind die herausstechenden Merkmale? Aws Ahmed: „Wir haben Respekt voreinander und tolerieren uns gegenseitig.“ Schließlich ist Kitty Gebauer Atheistin und Aws Ahmed gläubiger Muslim.
Und wie funktioniert das Zusammenleben? Kitty Gebauer: „Viele Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe glauben, dass wir nur die Begleitung bei Arzt- oder Behördenbesuchen sind.“ Das EVIM -Programm geht da weiter. Pirko Krämer: „Wir versuchen Partner für Tandems zu finden, die die gleichen Interessen und Vorstellungen haben, um so von vorneherein eine gute Basis zu schaffen.“ Aws Ahmed: „Wir besuchen Museen, gehen zum Schwimmen. „Dabei erleben sowohl Paten als auch Geflüchtete im ‚Tandem‘ interessante Begegnungen, lernen voneinander und machen neue Erfahrungen, was wiederum die Integration in die deutsche Gesellschaft erleichtert“, so Pirko Krämer. Im Büro in Bad Schwalbach sollen solche Patenschaften nun auch für den gesamten Rheingau-Taunus-Kreis vermittelt werden.
„Eine Intention, die der Rheingau-Taunus-Kreis mit der Erstellung der Integrationsstrategie verfolgte“, betont Maria Kenn, stellvertretende Leiterin des Fachdienstes Flüchtlingsdienst, Migration. Aus diesem Grund habe sich der Kreis auch finanziell an dem Programm „Be welcome“ und dem Büro in Bad Schwalbach beteiligt. Das Büro in der Adolfstraße 13 wird von Barbara Munk geleitet. Die Öffnungszeiten „Be welcome“-Büros in Bad Schwalbach: Offene Sprechstunde: montags 9.00 bis 13.00 Uhr und donnerstags 12.00 bis 17.00 Uhr, weitere Termine nach Vereinbarung möglich.
Foto: (Dr. Christoph Zehler): Kitty Gebauer bildet mit Aws Ahmed ein „Tandem“ und hilft ihm so bei der Eingewöhnung in die neue Umgebung. Links Pirko Krämer vom Evangelischen Verein für Innere Mission in Nassau.
Rheingau-Taunus-Kreis
Pressedienst