Vernetzung wird großgeschrieben, und es ist sehr sinnvoll, dass man über die Angebote der anderen genau informiert ist, denn es gibt hier eine passgenaue Lösung für fast alle familiären Probleme. Von ambulanter Betreuung im eigenen Lebensumfeld bis zur vollstationären Wohngruppe ist alles möglich, und in guter Kooperation mit dem Amt für Soziale Arbeit der Stadt Wiesbaden wird versucht, für jede Familie das Passende zu finden.
Wer ein besonderes Angebot sucht, kann auf dem Geisberg bei den Experten und Expertinnen der „tiergestützten Pädagogik“ fündig werden. In der Wohngruppe wird schon länger mit Tieren gearbeitet, legendär sind die Lamas, die auf dem Geisberg zu Hause sind – mittlerweile fünf an der Zahl. Aber auch Hühner, Hunde und Schnecken sind „tierische Mitarbeitende“. Man habe sich nun ein echtes Konzept gegeben, erklärt Mitarbeiter Christian Feulbach. „Das ist nun offiziell, es gibt Geld, Stunden und eine Leistungsvereinbarung dafür.“ Dass die Arbeit mit Tieren den Jugendlichen guttut, weiß man schon lange, nun ist das Ganze auf professionelle Füße gestellt worden. Jeder Mitarbeitende bekommt deswegen einen „Lama-Basiskurs“. Und auch Kindern und Jugendlichen aus anderen EVIM-Einrichtungen steht das Lama-Trekking im nahen Wald zur Verfügung.
30. Jubiläum feiert die Tagesgruppe Biebrich. Diese ist ein teilstationäres Angebot, erklärte Sabine David. Kinder, die bei ihren Familien wohnen, werden nach der Schule bis zum Abend unterstützt. Es gibt 13 Plätze für Kinder im Grundschulalter aus den Vororten am Rhein. Damit werden Eltern, die mit der Erziehung überfordert sind, unterstützt. Oft sind es auch Alleinerziehende. Mit ihnen werde enger, wertschätzender Kontakt gehalten und die Kinder meist langfristig begleitet. Durch die Coronazeit sei man gut gekommen, berichtet Sabine David: Das „Homeschooling“ klappte hier vor Ort sehr gut.
25 Jahre alt wird die Tagesgruppe Am Dürerplatz. Begonnen hatte man in der Platter Straße. Hier gibt es 13 Plätze mit einer Nachmittagsbetreuung. Viele Familien haben hier einen Fluchthintergrund, so Leiterin Mirjam Jerome. Ihre Kinder erhalten eine Tagesstruktur und Angebote wie zum Beispiel Theaterpädagogik. „So ist es oftmals einfacher, Zugang zu den eigenen widerstreitenden Gefühlen zu finden“, erklärte Mirjam Jerome. Die Tagesgruppe bietet einen sicheren Ort. Angesprochen sind Familien aus der Innenstadt.
Niedrigschwelliger ist das Angebot „ProFieL“, „Professionelle Familienbetreuung im eigenen Lebensumfeld“. Es sei die „letzte ambulante Maßnahme“, berichtete Teamleiterin Ute Keyes. Mit einem festgelegten Stundenumfang werden Familien, die im Alltag überfordert sind, zu zweit im eigenen Haushalt besucht. Es besteht auch die Möglichkeit, bei Arzt-, Schul- oder Behördenterminen begleitend zur Seite zu stehen. Die Familien werden immer ganzheitlich betrachtet. „ProFieL“ ist ein einzigartiges Angebot, das von EVIM entwickelt wurde. Das Ziel ist, die Familie durch Nutzung der vorhandenen Ressourcen zu stärken und stabilisieren. „Die Hauptarbeit ist Beziehungsaufbau“, sagt Ute Keyes. Begonnen hatte man mit einer einzigen Familie, heute werden rund 13, meist sehr kinderreiche Familien betreut. ProFiel wird in diesem Jahr 20 Jahre alt.
15 Jahre gibt es die Jugendwohngruppe Emser Straße. Hier besteht die Zielgruppe aus Mädchen zwischen 16 und 21 Jahren, die für ein selbstständiges Leben das nötige Rüstzeug erhalten sollen. Der Fokus, erklärt Teamleiterin Lisa-Julia Vettermann, liegt auf der Befähigung zur Verselbstständigung in einer eigenen Wohnung. Ein fachkundiges Team aus Pädagoginnen ist unter der Woche tagsüber und nachts dort, am Wochenende sind die jungen Frauen allein – natürlich mit dem Angebot einer Rufbereitschaft. „Wir geben ihnen einen großen Vertrauensvorschuss“, erklärt Vettermann. Voraussetzung ist, dass die Jugendlichen einer regelmäßigen Beschäftigung nachgehen. Zur Vermittlung einer Wohnung arbeite man sehr gut mit dem Träger BauHaus zusammen.
Schließlich ist auch die „Wohngruppe Biebrich“ in diesem Jahr 20 Jahre alt. Hier handelt es sich um ein vollstationäres Angebot für Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren, in Einzelfällen auch darüber hinaus, erklärt Marvin Noack. Die Jugendlichen wohnen also dort und werden lückenlos betreut. Meist sind sie recht langfristig in der Wohngruppe.
In einzelnen Pavillons mit kleinen Angeboten von Balancierübungen bis selbst gebackenen Muffins stellten sich die Gruppen vor. Für ein tolles Buffet und gemütliche Austauschmöglichkeiten hatte EVIM im schönen, großen Geisberg-Garten gesorgt. (abp)