Die große Wiese am Schlockerhof, einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen, wurde am 15. Juli zum Trainingsparcours. An fünf Stationen trainierten die Fußballer, um als Verteidiger, Stürmer, Torwart oder Mittelfeldspieler eine gute Figur zu machen. Von einem „besonderen Termin“ sprach Michael Herth, der die Fußballschule leitet. Dass er den Platz und nicht die Menschen als größte Herausforderung bezeichnete, zeigte, wie normal das Training mit den Kickern vom Schlockerhof für die FFH-Fußballschule ist. Mit drei weiteren ausgebildeten Trainern und einem Nachwuchstrainer bereitete er zunächst den Platz vor und baute das Equipment auf, das die Fußballschule zu den On Tour-Terminen in der Region stets mitbringt.
Die Begeisterung und die Leidenschaft für König Fußball waren an diesem Tag bei allen Teilnehmern zu spüren. Jeder wollte so viel wie möglich lernen, um noch besser zu dribbeln, den Doppelpass zu spielen und natürlich, um den Ball ins Netz zu bringen. Mit viel Herz, Fingerspitzengefühl und jahrelanger Erfahrung wusste Michael Herth jeden einzelnen Kicker zu motivieren. Er gab mit seinen Kollegen Tipps und verriet Tricks, um zum Beispiel Schnelligkeit und den richtigen Körpereinsatz zu üben. Mit Humor und Spaß an der Sache gelang es den Trainern, die Spieler zu fördern und sie anzuspornen, das eigene Können zu verbessern. Das bestätigten auch Robert Schack und Oliver Dinges. Beide trainieren einmal wöchentlich am Schlockerhof Fußball. Robert Schack, der früher in einer Mannschaft in Wiesbaden-Schierstein gespielt hatte, macht das Training mit der FFH-Fußballschule viel Spaß. Er findet es Klasse, dass „der Trainer alles ruhig erklärt“. Sein Kollege Oliver Dinges freut sich, dass „man hier viel lernt, viele Infos bekommt“. Als Werkstattmitarbeiter ist er auch 2. Vorsitzender des Werkstattrates und setzt sich für die Belange der rund 450 beeinträchtigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. „Sport spielt bei uns am Schlockerhof eine große Rolle“, bemerkt er stolz. „Es gibt eine Laufgruppe, zwei Fußballmannschaften, eine Schwimmgruppe, auch Tischtennis und Nordic Walking.“ Für ihn, wie auch für seine Kollegen, sei der Besuch der FFH-Fußballschule ein großartiges Erlebnis und eine tolle Chance, das eigene Spiel zu verbessern. Seine Leistung beim Training bewertet er selbstkritisch: „Am Anfang lief es gut. Bei der Bank hätte ich mehr den Körper drehen müssen und den Blick nach oben nehmen. Das geht noch besser.“ Er selbst versucht immer, auch andere Kolleginnen und Kollegen zum Mitmachen zu motivieren. Leider seien diesmal keine Kolleginnen beim Training dabei. „Man sollte es sich einfach zutrauen“, ist er überzeugt. Sein enthusiastisches Fazit: „Ein geiles Training, man lernt echt viel!“
Am Spielfeldrand stehen Björn Bätz, Geschäftsführer der EVIM Behindertenhilfe und Tanja Klemm, die sich dafür eingesetzt hat, dass die FFH-Fußballschule nach Hattersheim kommt. Es sei ein unvergesslicher Tag für die Klienten, weiß die fußballbegeisterte Fachkraft für Berufliche Integration bei EVIM zu berichten. „Schon lange vor dem Termin war die Vorfreude auf das Event bei allen Teilnehmern deutlich zu spüren.“ Tanja Klemm hatte die Bewerbung nach Frankfurt geschickt und von dort die Zusage erhalten. Dass ihr 13jähriger Sohn als Nachwuchstrainer der Fußballschule mit auf dem Platz ist, freut sie ganz besonders. Auch Björn Bätz, der selbst eine Jungenmannschaft daheim in Aschaffenburg trainiert hatte, findet die FFH-Fußballschule eine „tolle Sache.“ Er lobt die „Energie pur“, die förmlich zu spüren ist. Ganz besonders dankt er Michael Herth für den professionellen Einsatz „mit ganz viel Herzblut“ und der PSD Bank, die das Event gesponsert hat. Die Spende ermöglichte es, dass jeder Teilnehmer auch Trikot, Hose und Stutzen bekam. Umso mehr freute sich der Geschäftsführer, topaktuell den Termin für die Meisterschaft um den traditionsreichen Schlocker-Hauspokal verkünden zu können. Am 16. September kämpfen beim Evangelischen Verein für Innere Mission in Nassau - EVIM - die Teams aller Arbeitsfelder, darunter die Fußballmannschaften vom Schlockerhof, um die begehrte Trophäe.
Auch Oliver Dinges und seine Kollegen wollen dabei sein und das anwenden, was sie in der Fußballschule gelernt haben. Der Eintracht-Fan verriet zum Schluss mit einem Augenzwinkern: „Mein Traum war es mal, als Profi dazustehen.“ Vielleicht halten er und sein Team schon bald überglücklich den Schlocker-Hauspokal in ihren Händen. (hk)