Dr. Irmela Harz, Wahl-Hattersheimerin und Wilpflanzenexpertin der EVIM Behindertenhilfe, hat fast zwanzig Jahre im Königreich Bhutan verbracht. Versteht sich, dass sie viel zu erzählen hat.
Zwischen steilen Berghängen, buddhistischen Klöstern und traditionellen Heilpflanzen hat Dr. Irmela Harz ihr Glück gefunden. Die Agrarwissenschaftlerin beteiligte sich im Jahr 1995 an einer Studie der Europäischen Kommission im Königreich Bhutan. Die Reise an den Fuß des Himalaya veränderte ihr Leben. 17 Jahre lang blieb die Fachfrau für exotische Pflanzen in dem kleinen Land, welches das „Bruttonationalglück“ als eine Säule seiner Staatsführung ausgerufen hat. Irmela Harz lernte in Bhutan ihren Mann Ugyen kennen und gründete eine Familie. 2012 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo ihre beiden Söhne die Schule besuchten. Sie lebt derzeit in Hattersheim und leitet die Wildstaudenabteilung der Schlocker-Stiftung von EVIM.
Körperlich anstrengend
Ferne Länder faszinierten die Pflanzenexpertin schon immer. Nach ihrer Promotion an der Universität Gießen reiste Irmela Harz nach Peru und Guatemala. Im Jahr 1995 verschlug es sie in die Himalaya-Region. Sie begleitete ein EU-Programm zu Sammlung und Anbau von Heilpflanzen. Zur Aufgabe der Wissenschaftlerin gehört es, seltene Pflanzen zu sammeln. Dies erforderte nicht nur Fachwissen, sondern auch Widerstandskraft: Irmela Harz musste sich bei mehrwöchigen Expeditionen auf Höhen von bis zu 5000 Metern wagen.
„Das merkt man schon“, beschreibt die Hattersheimerin die beschwerlichen Touren, bei denen sie von Einheimischen mit Packpferden begleitet wurde. Das Laufen und Atmen sei schwer gefallen, erinnert sich die 60-Jährige. „Alles wird langsamer.“ Ihre Begleiter halfen ihr als Übersetzer im Gespräch mit den Yak-Hirten, die sich besonders gut mit Pflanzen auskennen. Außerdem machten die Einheimischen Lärm, um wilde Tiere zu vertreiben. „Da läuft auch mal ein Bär über die Straße“, erzählt die Agrarwissenschaftlerin, die die Nähe zur Wildnis auch im Garten ihres Hauses akzeptieren musste. „Wenn die Affenhorde einfällt, ist es vorbei mit dem Rettich.“
Faszination Buddhismus
Irmela Harz empfand die Menschen in Bhutan als offen und freundlich. Als Staatsphilosophie sei der Buddhismus überall im Königreich präsent, berichtet Irmela Harz. Die Botschaft des Buddhismus habe sie schon während ihrer Schulzeit fasziniert. Trotz allem sei das Leben in Bhutan nicht ohne Probleme, räumt sie ein. „Es gibt viele arme Leute, die ein beschwerliches Leben haben.“ Die meisten Menschen seien aber trotzdem glücklich. „Da kann man jeden Tag etwas lernen“, findet die Wissenschaftlerin. Achtsamkeit sei der Schlüssel zur inneren Ruhe.
Irmela Harz empfiehlt, im Hier und Jetzt zu leben und sich selbst zu fragen, was man wirklich gerade braucht. Obwohl Irmela Harz viel über Glück gelernt hat, steckte ihr Leben am anderen Ende der Welt auch voller Herausforderungen: „Ich musste meine Ansprüche zurückschrauben“, sagt Irmela Harz. Statt einer Zentralheizung hielt der Holzofen ihr Zuhause warm. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes musste sie feststellen, dass es in Bhutan keine Pampers gibt. Jede Windel musste gewaschen werden. Darüber hinaus gebe es nur wenige Einkaufsmöglichkeiten. Besonders gefehlt habe ihr jedoch ein kulturelles Angebot, verrät die Agrarwissenschaftlerin, die 17 Jahre lang auf Konzerte und Theaterbesuche verzichtete. Sie entdeckte aber auch viele Vorteile, die Bhutan gegenüber Deutschland hat: So gebe es beispielsweise eine kostenfreie medizinische Versorgung für die Bevölkerung. Beeindruckt hat Irmela Harz außerdem der hohe Stellenwert, den Naturschutz bei der Regierung einnimmt. „Die betrachten die Natur als ihren Reichtum“, erklärt die Hattersheimerin.
Von Sascha Kröner
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Höchster Kreisblatt
Foto (privat): Irmela Harz bei ihrem jüngsten Besuch in Bhutan.