Inge Schmidt ist 85 Jahre alt und im Gertrud-Bucher-Haus von EVIM: jedoch nicht als Bewohnerin, sondern ehrenamtlich. Sie hat den grünen Daumen, das große Blumenrondell ist ihr ans Herz gewachsen. Leidenschaftlich spricht sie von den Rosen, den Apfelblüten im Sommer. All das will sie erhalten und pflegen, auch wenn es ihr nicht mehr so leichtfällt. Viele Jahre lang hatte sie Bewohner begleitet, machte mit ihnen Spazierfahrten. „Einfach so“, wie sie sagte, „aus Freude“. Sie ist eine von 13 Ehrenamtlichen, neun Frauen und fünf Männer, die Mitte April zum Dankeschön-Brunch gekommen sind und von Christina Kupper im Beisein der Leitung des Hauses herzlich begrüßt wurden.
Ein bunter Blumenstrauß an tollen Angeboten
Man kennt sich in der Runde, schätzt die Vielfalt, die Begabungen und das Wissen, das jeder mit einbringt. Und das ist - in Summe - höchst beeindruckend. Da ist zum Beispiel Hartmut Wagner, der als gelernter Schriftsetzer und staatlich geprüfter Drucktechniker die Bewohner im Digitalen unterstützt. Dafür hat er sich speziell ausbilden lassen und ist einer der Digital Botschafter in Rheinland-Pfalz. Auch wenn er noch nicht seine Vorstellungen ganz umsetzen kann, so hilft er individuell den Senioren, mit Handy und Co. zurecht zu kommen. „Viele wünschen sich ein Gerät“, hat er erfahren. Das zeigt, dass in naher Zukunft die Situation eine ganz andere sein wird.
Flamenco im Seniorenzentrum
Ehrenamtlich sind auch seine Frau und deren Schwester im Gertrud-Bucher Haus tätig. Die quicklebendigen Frauen bringen jede Menge Kreativität, sprudelnde Ideen und ihr Faible für all das mit, was Seele und Körper gut tut. Maria Wagner und Claudia Ziller organisieren ausgesprochen originelle Themen- und Erlebnisabende und bringen darüber spanisches, französisches Flair oder Hüttenzauber ins Haus. Maria Wagner hat ein Händchen für die Dekoration, während ihre Schwester Claudia schon von jeher eine Begabung für Massage und Wellness besitzt und sie damit ‚angesteckt‘ hat. Beide sind mittlerweile ausgebildet in Wellnessmassage und bieten diese zweimal im Monat an. Mit allem Drum und Dran schaffen sie eine einzigartige Wohlfühlatmosphäre. „Wir sind - unseres Wissens nach - auch das einzige Haus in Westerburg, das Fantasiereisen mit Klangschalen anbietet“, berichten sie stolz über ein weiteres Projekt. Beide haben sich dafür zertifizieren lassen. Fast jede Woche seien sie im Gertrud-Bucher-Haus und bringen wie alle Ehrenamtlichen das Wertvollste für andere Menschen ein: Zeit, Zuwendung und Engagement vom Herzen her. So, wie das Ehepaar Hommrich. Gudrun Hommrich kam über den Hundebesuchsdienst zum Ehrenamt. Beim Brunch berichtet sie aber auch über den nächsten Kinoabend, ganz zünftig mit frischem Popcorn, den sie organisiert. Sie unterstützt zum Beispiel bei Sommerfesten, Ausflügen, begleitet Senioren auf Spaziergängen, dekoriert mit geschickter Hand vieles im Haus, was die Bewohner lieben und schätzen. Ihr Mann Franz ist eher „für’s Grobe“ zuständig, sagt sie schmunzelnd. Er hilft im Gelände, bei Bewohnerumzügen, beim Möbelaufbau und zu den Festen, bei denen er mit stimmungsvollem Lagerfeuer Atmosphäre zaubert.
Hundebesuchsdienst und Spaziergänge
Jürgen Steinebach kommt seit sechs Jahren mit vierbeinigen Freunden ins Haus. Ganz beliebt ist sein Golden Doodle „Emil“, der sich streicheln und füttern lässt. „Das gut einfach den Menschen gut“, sagt er und lacht. Achim Weisenfeld ist ebenfalls seit sechs Jahren ehrenamtlich tätig. Er hält Kontakte zu Gemeindemitgliedern, die im Pflegeheim leben. Er besucht sie und gibt ihnen auch geistlichen Beistand. Almut Gründer hingegen ist noch neu im Ehrenamt. Sie möchte ihrem Leben nach einem Schicksalsschlag wieder etwas Sinn und Erfüllung geben. Seit dem vergangenen Jahr unterstützt sie bei Festen, Ausflügen oder begleitet Besucher an der frischen Luft.
Jeder hat Talente und Fähigkeiten
„Ehrenamt kann so viel Spaß machen“ sagt Maria Wagner und möchte andere noch mehr dafür motivieren. Spaß bringt qua Amt Cornelia Cziesla mit. Sie ist bei Wekiss, der Westerwälder Kontakt- und Infostelle, als Clownin engagiert. Mit vier weiteren Akteuren kommt sie ehrenamtlich einmal im Monat und verhilft vielen Bewohnern zu Momenten voller Glück, Freude und Heiterkeit. Auch als Märchenvorleserin ist sie in den Wohnbereichen höchst willkommen. Langjährig war Marga Klaws vor allem in der Hospizarbeit und im Besuchsdienst aktiv. Aus familiären Gründen beendet sie ihr Ehrenamt. Beim Brunch wird sie besonders herzlich von Christina Kupper verabschiedet. Die bestens vernetzte Sozialarbeiterin ist seit etwa 12 Jahren in dieser Funktion. Als frischgebackene Ruheständlerin will sie sich weiter engagieren. Ihre Kontakte zu Schulen, Kitas, Musikern und Gemeinden will sie weiter nutzen und Öffentlichkeitsarbeit machen . „Nach Corona sind wir noch heute dran, das Netzwerk wieder festzuzurren“, wie sie es nennt. Dazu gehöre eine „gute Kultur“ im Haus, die hier im Gertrud-Bucher-Haus mit Leben gefüllt wird. Sie hält ein Plädoyer fürs Ehrenamt: „Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, anderen und darüber sich selbst Gutes zu tun“, werben sie und Judith Hommrich, die die Einrichtung leitet. Aktuell sind 19 Ehrenamtliche aktiv. Viermal im Jahr wird zu Teamsitzungen eingeladen. Einmal im Jahr zum großen Dankeschön-Brunch.
Verstärkung gesucht
Im Gertrud-Bucher-Haus bieten sich demnächst drei große Veranstaltungen an, mal ins Ehrenamt reinzuschnuppern. Zum Beispiel beim großen und beliebten Schiffsausflug nach Vallendar am 14. August und beim Sommerfest am 21. Juni. Dort werde jede helfende Hand gebraucht. „Wir singen, gärtnern, malen, basteln mit den Senioren. Jeder kann etwas finden, wo er unterstützen kann“, sagt Maria Wagner. Lust darauf? Einfach melden bei Frau Kupper: Christina.Kupper@evim.de oder 02663-29040
(hk)
Gruppenfoto:
1. Reihe von links: Raisa Spitzer, Claudia Ziller, Cornelia Cziesla, Roswitha Jung, Inge Schmidt, (dahinter) Almut Gründer, (vorne) Margarete Klaws wurde verabschiedet, (dahinter) Gudrun Hommrich, (vorne) Judith Hommrich, Achim Weisenfeld, Christina Kupper
2. Reihe von links: Hans-Joachim Baumgart, Jürgen Steinebach, Maria Wagner, Hartmut Wagner, Franz Hommrich