„Ruhestörung“, die EVIM Band, machte sich Ende Juli zu ihrem ersten Gastspiel außerhalb von Hessen auf. Von Südwest nach Nordost ging die Reise. Das Ziel: Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern. Dort fand vom 24. bis 26. Juli ein großes Inklusionsfestival statt. Zwölf Stunden Programm mit internationalen Bands und Chören waren angesagt, mittendrin die sechs Musikerinnen und Musiker aus Hessen, die es auf der Bühne richtig ‚krachen‘ ließen.
Erstmals ein Auftritt in einer unbekannten Stadt, vor unbekanntem Publikum. Erstmals war die Band gemeinsam vier Tage unterwegs. Mit dabei die beiden Rollifahrer Etienne Glaster und Wenzel Friebe, Kay-Uwe Gebert, Robert Portz, Melanie Fiedler und Manuel Weigelt. Dazu Hans-Jürgen Kohlstedter, der als Roadie für den Technikaufbau mit zuständig war, Erik Hesse und Edgar Slatnow, die als EVIM Mitarbeiter die Band seit Jahren begleiten sowie Alexander Plackties aus der Schlocker-Stiftung, der das Team auf der Fahrt supergut unterstützte.
Als Band akzeptiert
Die Begeisterung ist der Band noch Tage später anzumerken: „Es war das Geilste, was ich je in meinem Leben erlebt habe“, freut sich Robert Portz und Melanie Fiedler sagt stolz: „Es war Wahnsinn, einfach Wahnsinn!“ Zum Beispiel ihr erstes Interview im Radio als Band, und überhaupt die Bühne. DIESE Bühne. „Gigantisch groß“ sei sie gewesen und habe bei allen – trotz einiger Bühnenerfahrung in Wiesbaden - „Muffensausen“ hervorgerufen. Doch das gehört dazu, genauso wie das Lampenfieber vor dem Auftritt, von dem sich die Band aber zum richtigen Zeitpunkt befreien konnte. Und wie: Vierzig Minuten Programm, begeisterter Applaus, Zugaben und glückliche Gesichter im Publikum und auf der Bühne. Melanie Fiedler ist stolz auf diese Akzeptanz: „Wir wurden als Band behandelt.“
„Vor diesem Erfolg steht natürlich viel Arbeit und eine wunderbare Unterstützung von unseren Kolleginnen und Kollegen“, erzählt Edgar Slatnow, der mit Erik Hesse die Band seit Jahren begleitet. „Wir waren uns alle einig: Diese Herausforderung wollen wir schaffen.“ In den vergangenen Monaten habe die Band mit einigen ‚Widrigkeiten‘ zu kämpfen gehabt. Zum Beispiel fehlt der Gitarrist durch eine lange Krankheit. Eine Sängerin ist in diesem Jahr verstorben. „Das war und ist für alle nicht leicht zu verkraften,“ sagt Slatnow. Da die Vocals stark vertreten sind und Wenzel Friebe am Schlagzeug den Sound gibt, musste eine Lösung für Keyboard und Gitarre her. Diese fand Erik Hesse über den Einsatz eines Musikprogramms auf dem Tablet-Computer. Auf dem Bildschirm erscheinen Tasten und Saiten, die von Bandmitglied Kay-Uwe Gebert ‚gespielt‘ werden. Der junge Musiker hat den Rhythmus und die Performance im Blut. Es sei ein ‚Riesenglück‘, wie gut Gebert damit zurecht kommt. „Manche können kaum glauben, dass er nach nur anderthalb Monaten die ‚Instrumente‘ so sicher spielt“, berichtet Edgar Slatnow stolz und lobt die Fortschritte der Band als Ganzes. Die Mitglieder haben viel mehr Verantwortung übernommen, seien besser geworden. So brachte zum Beispiel der Ausfall eines Mikros auf der Bühne in Neubrandenburg niemanden aus der Fassung. Stolz präsentierte die Band auch die Neuerungen, die ihren Auftritt weiter professionalisieren: LEDs am Pult, die ihre Farben zur Musik wechseln. Das neue Logo auf dem Werbebanner.
Zusammen wachsen
Doch Neubrandenburg war mehr als nur ein Auftritt. Die Band erlebte sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch privat. Am Lagerfeuer wurde gegrillt, gelacht und gefeiert. Im Hotel und Backstage zusammen gesessen und geklönt. Das kam alles so gut an, dass „Ruhestörung“ am liebsten gleich wieder auf Tour gehen möchte. Die zwölfstündige Fahrt wurde von der Band dabei locker weggesteckt. Vielleicht Spanien, vielleicht Frankreich? Die Runde lacht und findet immer neue Ziele. Warum nicht? Alles fängt mit einem Traum an, mit einer Idee.
Live ist „Ruhestörung“ das nächste Mal in Wiesbaden zu erleben: am 11. September zur Sommerparty der Schatzkiste für alle mit und ohne Handicap im Kulturzentrum Schlachthof.