Neue Wege und Angebote für größtmögliche Teilhabe unter Corona-Bedingungen

EVIM Mitarbeitende berichten über ihre Arbeit (VI)

Ursula Bender, Leitung EVIM Gemeindepsychiatrie Wiesbaden

 

„Quantitativ gesehen gab es in den vergangenen Monaten eindeutig mehr zu tun: Mit der Schließung der Einrichtungen, den Besuchsverboten für die besonderen Wohnformen, mit der notwendigen Qualitätssicherung bei den Umsetzungen der unzähligen RKI Empfehlungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, mit den Anpassungen der Hygienepläne und Schutzkonzepte infolge von Gesetzesänderungen… um hier nur die wichtigsten Aktivitäten zu nennen.

War es denn auch qualitativ anders, was auf uns zukam im beruflichen Alltag?
Alles was bisher Schwerpunkt unserer Arbeit war: die Vernetzung unserer Bereiche, die übergreifenden Teams, die Vernetzung der Klientenbeiräte und Kommunikationsmöglichkeiten über offene Treffs, unsere bereichsübergreifenden Strukturen….alles  erschien mehr oder weniger von Heute auf Morgen zu zunächst unüberschaubarem Hemmnis für unseren beruflichen Betreuungsalltag  geworden zu sein. Wie sollte da Teilhabe gelingen? Und gleichzeitig war es für uns alle die Ausgangsbasis schlechthin, in dem Sinne, dass wir mit Hilfe dieser verlässlich etablierten Netzwerke die Monate der Pandemie auf diese Weise meistern konnten und auch zukünftig meistern werden. Mit enormer gemeinsamer Anstrengung, großer Disziplin und Einsatzbereitschaft!

Welche Erfahrungen sind besonders prägend?
Wir haben uns noch nie in so kurzer Zeit, so schnell und flexibel auf Veränderungen von außen einstellen müssen. Wenn ich das einmal behaupten darf, haben wir selten so viel in so kurzer Zeit gelernt! Wir haben unsere Kommunikationswege verändert und angepasst, ebenso unsere Leistungsangebote. Die plötzliche Notwendigkeit sich verstärkt virtuell zu vernetzen, um Präsenztreffen- und angebote  kompensieren zu können, war für alle von uns eine immense Herausforderung!

Eine große Vielfalt kreativer Wege im Rahmen unserer Betreuungsangebote wurde eingeschlagen und umgesetzt: individuelle Gegebenheiten, in denen sich unsere Klientinnen und Klienten befinden, müssen immer in Bezug auf das aktuelle Geschehen berücksichtigt werden; passgenaue Unterstützungsangebote gemeinsam mit dem Betreuten/der Betreuten zu entwickeln, um größtmögliche Teilhabe zu ermöglichen bei einem gleichzeitig eingeschränkten gesellschaftlichen Leben, stellt eine tägliche Herausforderung dar.

Wie erreichen wir die Menschen, die wir betreuen? Die Wege sind in jedem Fall breitgefächerter geworden: beispielsweise Virtuelle Tagesstrukturangebote, wie  z.B. „Zeit für Mich“, „ Spanischkurs Online“, Virtuelles Offenes Atelier“, Short-stories“- ein Online Erzählangebot“, ein virtueller Adventsbasar, um nur einen kleinen Ausschnitt zu zeigen, gehören dazu. Supervisionen, Klausuren, Treffen der Klientenbeiräte , Fachtage…. können inzwischen Dank der  großen Unterstützung von Seiten der EVIM IT online stattfinden.

Treffen in Kleingruppen unter dem Schirm der  AHA Regeln, Präsenzangebote mit angepassten Hygieneplänen, erfordern die Anstrengung aller Bereiche und  wären nicht umsetzbar, wenn unsere Schnittstellenarbeit nicht auf so stabilen Füßen stünde. Dass wir nicht in allem perfekt sind, auch das merken wir, aber wir strengen uns enorm an, Reibungsverluste in den Abläufen  zu minimieren.

Wenn der sogenannte Sozialraum für alle für eine (un)gewisse Zeit geschmälert wurde und wird, dann sind wir alle aufgefordert, diesen in verantwortbaren und angemessenen „Häppchen“ zu erhalten und kontinuierlich aufs Neue lebendig zu gestalten: Über ein Sich-begegnen, ob virtuell oder präsent, ein Sich-austauschen, ein Sich-zuhören und Sich-gegenseitig-stützen, wo nötig: das ist, was Lebendigkeit und Gemeinsamkeit ausmacht und so wichtig für unseren Alltag ist.

Dafür benötigt es klare und transparente Kommunikationsstrukturen, unterstützende technische Wege und Wissen über computerunterstützte Wege und die Bereithaltung notwendiger Instrumente und Wertschätzung der täglichen Arbeit.

Und…wir sollten uns unbedingt unsere Erfahrungen aus den vergangenen Monaten für die Fortentwicklung unserer Strukturen und inhaltlichen Arbeit nutzbar machen!

Für mich ist EVIM der Ort, wo das alles stattfinden kann!“