Es diskutierten Matthias Loyal, EVIM Vorstandsvorsitzender, Frank Kadereit, Geschäftsführer der EVIM Gemeinnützige Altenhilfe GmbH, Ursula Leimbach, Leiterin für sozialpflegerische Ausbildung der Malteser in Wiesbaden und Conny Gerner vom privaten Betreuungsdienst Desta im Rheingau. Die Moderatorin Monika Simmel-Joachim, Professorin an der Hochschule RheinMain, sprach vielen Zuhörern aus dem Herzen: Was müssen Angehörige beachten, wenn sie selbst Familienmitglieder pflegen? Was kann der einzelne tun, um sich darauf vorzubereiten? Wer lange Zeit pflegt, weiß sie auch aus persönlicher Erfahrung, fühle sich oft überfordert, was nicht selten mit Schuldgefühlen einhergehen würde. Immer wieder erlebten die Fachleute, dass pflegende Angehörige zudem wenige Kenntnisse über Unterstützungsangebote hätten. „Wer bereits in der häuslichen Pflege eingebunden ist, hat meist keine Zeit mehr, sich darüber zu informieren“, beobachtet auch Ursula Leimbach. Daher sei es umso wichtiger, Angebote wie Tage der offenen Tür in Pflegeeinrichtungen oder Beratungsstellen zu nutzen. Um Angehörige wirksam zu unterstützen, habe der Träger einen Entlastungsdienst für pflegende Angehörige und einen ehrenamtlichen Besuchs- und Begleitdienst aufgebaut. Besonders würdigte sie das freiwillige Engagement. „Ehrenamtliche sind Türöffner für die Betroffenen“, so Leimbach. Oft macht sie die Erfahrung, dass es Angehörigen leichter fällt, mit Ehrenamtlichen über ihre Situation zu sprechen und sich ihnen anzuvertrauen. Das setzt voraus, dass Ehrenamtliche entsprechend geschult werden.
Wo und in welchem Umfeld pflegebedürftige Familienangehörige letztendlich am besten aufgehoben sind, darauf gibt es keine pauschale Antwort. Fast alle wollen in ihrem eigenen Zuhause bis zuletzt bleiben. Wer jedoch allein zu Hause lebt, kann sich unter Umständen einsam und unsicher fühlen. Das Pflegeheim mit seinen sozialen und kulturellen Angeboten kann in dieser Situation die bessere Alternative sein. Vehement verneinte Frank Kadereit die Frage, ob die Altenhilfe schlecht ausgestattet ist. Aus seiner Sicht stimmen die Rahmenbedingungen nicht mehr. Heute habe man so viel Personal wie im Jahre 2001 – bei deutlich gestiegener Pflegebedürftigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner. Anhand der Faktenlage machte er die enorm gestiegenen Belastungen für die Mitarbeitenden deutlich. Aus Verantwortung gegenüber den Kunden habe der Träger im Main-Taunus-Kreis zum Beispiel den Bereich für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf in Hochheim schließen müssen. „Wir haben schlichtweg unter den geltenden Rahmenbedingungen kein Personal gefunden.“ Für ihn kann es ein „weiter so wie bisher“ in der Pflege nicht geben. Daher sei es notwendig, den Druck von Seiten der Betroffenen auf politische Entscheidungsträger zu erhöhen, eine Forderung, für die sich auch Ursula Leimbach stark macht.
Für Matthias Loyal stellt sich angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt die entscheidende Frage: „Wer wird pflegen?“. Er sieht in der Gewinnung ausländischer Arbeitskräfte die Herausforderung für die Zukunft. Mit Blick auf das Motto der Veranstaltung stellte er klar, dass jeder Mensch eine unveräußerliche Würde habe. Daher sei es vor allem eine Frage der Haltung, wie jeder einzelne, der in einer Pflegesituation gefordert ist, damit umgehe. „Einen anderen Menschen zu pflegen, stellt eine enorme Verantwortung dar.“ Auch vor diesem Hintergrund ermutigte die Moderatorin in ihrem Schlusswort insbesondere pflegende Angehörige, ein realistisches Verhältnis zu den eigenen, nachlassenden Kräften zu entwickeln und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das sei kein Zeichen von Schwäche, sondern von persönlicher Stärke.
Foto (M. Hambrecht): (v.l.n.r.) Im Podium diskutierten EVIM Vorstand Matthias Loyal, Ursula Leimbach, Conny Gerner und Frank Kadereit unter der Moderation von Prof. Monika Simmel-Joachim. Stiftungsrätin Maike Schulz hatte die Veranstaltung organisiert und dazu eingeladen.