Einfach mal anfangen! Aus diesem Impuls heraus startete das spannende Projekt der beruflichen Bildung in der Reha-Werkstatt Wiesbaden, das von den Fachkräften Elke Rummel, Henny Riedl und Simon Giller auf den Weg gebracht worden ist. Damit wurde ein weiteres attraktives Angebot geschaffen, bei dem die Klient:innen ihre Fähigkeiten und Kompetenzen anwenden und erweitern können. Mittlerweile gehören sieben Mitarbeiter:innen zum Team, das bis Anfang Oktober sieben unterhaltsame und informative Beiträge selbst produziert hat.
Medienprofis am Werk
Podcast-Enthusiasten der ersten Stunde sind Andreas P., Marja B., Tina M. und Timm W.. Für sie war das Angebot einfach ideal, denn sie bringen jede Menge Vorerfahrung mit: Tina M. macht mit ihrem Mann seit 16 Jahren Internet-Radio, Marja B. hat Erfahrungen als Web-Entwicklerin, Andreas P. ist Computer-Freak und ergänzt sich perfekt mit Timm W., ausgebildeter Mediengestalter und zu Hause „audiomäßig“ unterwegs. Gemeinsam mit Elke Rummel, die seit März vergangenen Jahres als Medienpädagogin in der Reha-Werkstatt angestellt ist und das Projekt begleitet, machte sich das Team ans Werk. Die studierte Publizistin brachte aus ihrer früheren Tätigkeit beim ZDF und bei Radioproduktionen das entsprechende Know-How mit. Sie bot zu Beginn einen Workshop an, der die technischen Grundlagen vermittelte. Die Gruppe habe sich seitdem enorm weiterentwickelt, würdigt sie deren Einsatz und fügt mit einem Lachen noch ein Kompliment hinzu: „Mittlerweile ist sie in der Podcast-Produktion viel besser drauf als ich.“ Besonders im Schnitt seien die Klient:innen superfit. Obwohl Wert darauf gelegt wird, dass sich alle mit den einzelnen Arbeitsschritten vertraut machen, hat jeder sein Spezialgebiet. Tina M. ist „mehr oder weniger die Stimme“ im Podcast, wie sie sagt. Sie führt gerne Interviews, macht Umfragen und ist bei allem gefragt, wo es um das Einsprechen von Texten geht. Andreas P. hat das große Ganze im Blick und führt das Team stets zurück zum Kern der Folge. Zudem haben er und Timm W. die Grafik für die Podcast-Folgen kreiert. Das Intro und das Outro – also das akustische Erkennungsmerkmal jeder Folge - hat Timm W. in Eigenregie erstellt. „Das kommt seit der ersten Folge zum Einsatz“, berichtet der Mitarbeiter, der im Arbeitsbereich DruckBar tätig ist. Marja B. formuliert am liebsten Texte und widmet sich in der Endbearbeitung dem Schnitt.
Auf der Erfolgswelle
Mittlerweile gehören auch Bagrat J., Markus D. und Vanessa W. zum Team. Bagrat J. war fast 10 Jahre als interner Postbote bei EVIM beschäftigt. Seit einem halben Jahr arbeitet er im PixelwerkPlus, einem Arbeitsbereich der Reha-Werkstatt mit Schwerpunkt Digitalisierung. „Ich bin hier sehr zufrieden“, sagt Bagrat J., für den das Podcast-Thema noch ganz neu ist. Er freut sich sehr, dass er „drangeblieben ist.“ Die Arbeit am Podcast könne ihn gut von Ängsten ablenken. Das kreative Angebot ist für den kulturell interessierten Mitarbeiter – mit Bühnenerfahrung bei EVIM Kulturprojekten – einfach perfekt. Es helfe ihm, in Bewegung zu bleiben. Das sei ihm sehr wichtig. Markus D. ist als Medienprofi gleich in zwei Projekten der Reha-Werkstatt aktiv und unterstützt das Podcast-Team seit der 3. Folge besonders im Audioschnitt.
Themenfindung, Redaktion und Produktion von Podcast-Episoden brauchen neben einer gewissen technischen Ausstattung vor allem Raum und Zeit. Monatlich trifft sich das Team an vier Tagen in der Woche jeweils am Vormittag, um eine neue Folge zu erstellen. Ein „Tonstudio“ wird in einem Raum der Reha-Werkstatt jedes Mal neu improvisiert. Das Equipment wie Stellwände, Mikro, Laptops, und iPads wird gestellt. Besonders beim Schnitt sei „volle Konzentration“ erforderlich, wie das Team bestätigt, was Menschen mit psychischer Erkrankung besonders fordert.
Wie wertvoll dieses Instrument ist, zeigt sich auch daran, dass die Podcast-Folgen wie z.B. über die Reha-Werkstatt, die Kursfabrik, die Jobfabrik oder den Werkstattrat im Eingangsverfahren für neue Klient:innen eingesetzt werden. Verbreitet werden die Podcast-Sendungen über die interne Lernplattform Relias.
Die nächsten Meilensteine
Auch Elke Rummel ist von dem Erfolg des Projektes rundum begeistert: „Daraus ist viel mehr geworden, als ich mir das hätte vorstellen können.“ Das Podcast-Team hat darüber hinaus noch weitere Ideen sich einzubringen, denn einige Mitglieder sind zudem im Computer-Café der Werkstatt gefragte Ansprechpartner:innen bei allen Fragen rund um Website, Handy, Tablet & Co. Ihr Wissen im Stadtteil anzubieten und sich mit anderen zu vernetzen, kann sich das Team gut vorstellen.
Ein Herzensanliegen haben alle: Sponsoren zu finden, damit ihr Traum vom eigenen Tonstudio in Erfüllung gehen kann. „Wir werden professioneller und dafür brauchen wir eine professionelle Ausstattung“, sagen die begeisterten Podcaster:innen selbstbewusst. (hk)
Folge 1: Die Kursfabrik stellt sich vor.
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