Der Kaufmännische Vorstand von EVIM, Jörg Wiegand, beschrieb in seiner Begrüßungsrede das Gefühl als „… würde man das letzte Teil eines Puzzles in der Hand halten und nur darauf warten, es endlich einsetzen zu dürfen“. Schließlich war die Halle bereits bei der Fertigstellung des Hauptgebäudes im Jahr 2011 geplant, der Bau musste aber aufgrund von Geldmangel immer wieder verschoben werden. Doch die Schule endlich vollständig zu sehen, würde für die organisatorischen und finanziellen Herausforderungen, die gemeistert werden mussten, mehr als entschädigen – schmunzelte Jörg Wiegand.
"Ganz neue Bewegungserfahrungen sind dadurch möglich"
Tatsächlich hat sich das Warten gelohnt, denn die Sporthalle bietet ganz neue Möglichkeiten für den Campus, bezogen auf die Inklusion aller Schülerinnen und Schüler. Ein Aufzug ermöglicht beispielsweise Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung den Zugang zur Sporthalle. Außerdem wurde sich beim Planen der Innenausstattung am sogenannten „Hagedorn-Modell“ orientiert. Dieses Modell sieht Stahlkonstruktionen an der Decke der Halle vor. An diesen sind Seile montiert, an denen verschiedene Gegenstände befestigt werden können, beispielsweise Bänke, Schwing-Ringe, Nestschaukeln und vieles weitere. Durch die Befestigung an der Decke lassen sich Höhe und Schwierigkeitsgrad einstellen, so dass alle Kinder in ihrem ganz eigenen Tempo frei ausprobieren können. Hinzu kommen motopädagogische Raumideen zum Springen, Klettern, Balancieren, Rutschen, Gleiten und Hangeln. Allen Kindern und Jugendlichen, ob mit Beeinträchtigung oder nicht, werden durch dieses Modell ganz neue Bewegungserfahrungen ermöglicht. Das helfe ihnen, ein besseres Bewegungsgefühl zu entwickeln. Die Sporthalle ist die erste dieser Art in ganz Wiesbaden.
Entsprechend begeistert zeigte sich auch Schulleiter Uwe Brecher. Zunächst hatte er sich noch selbst sportlich betätigen dürfen, als er den Geschäftsführenden Zimmerer Daniel Duch auf das Gerüst begleitet hatte, um der Verlesung des Richtspruchs zu lauschen und den letzten Nagel für das Tragwerk zu versenken. In seiner anschließenden Rede betonte er nochmals die neuen Möglichkeiten in Bezug auf Inklusion und psycho-motorische Förderung und für das pädagogische Konzept in der gymnasialen Oberstufe. „Endlich kann die rote Linie der Montessori-Pädagogik des Campus Klarenthal weitergezogen werden“, freute sich der Schulleiter. Die Umwelt sei ebenso ein Gewinner, denn endlich würden die vielen Busfahrten zu anderen Sporthallen entfallen. Bisher fuhren die Schülerinnen und Schüler für den Sportunterricht zur Halle auf den Geisberg.
Schüler:innen bringen Ideen mit ein
Somit bleibt in Zukunft auch mehr Zeit und Gelegenheit für die wichtigen Dinge, nämlich Sport und Bewegung. Denn viele Kinder hätten heutzutage wenig Bezug zu Bewegungen dieser Art. Wo früher auf Bäume geklettert wurde, wird heute eher zur Vorsicht geraten. „Es ist wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen sich wieder trauen zu klettern und ein Risiko einzugehen – ohne hinzufallen könne man nicht aufstehen lernen“, so Uwe Brecher. Doch auch die Schülerinnen und Schüler würden sich riesig freuen und schon mit etlichen Ideen auf die Lehrerinnen und Lehrer zukommen. Jörg Wiegand sagte dazu: „Die Sporthalle soll unseren Campus nochmal attraktiver machen und die Freude und Motivation der Schülerinnen und Schüler ist dabei die wichtigste Bestätigung unseres Weges“. Bis zum Sommer wird es noch dauern, ehe man die Halle in ihrer Gänze bestaunen kann. Doch was sind ein paar Monate, wenn man zuvor Jahre auf das letzte Puzzleteil gewartet hat. (biv)
Fotos: evim (bst, dom, hk)