Rund 30 Fachleute aus dem Rhein-Main-Gebiet waren am 2. November der Einladung zu einem Seminar in der Schlocker-Gärtnerei gefolgt, um sich über die Gestaltung und den Nutzen von Wildpflanzen im öffentlichen Bereich zu informieren.
Seminarleiter Christoph Schuch hatte für die gut 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, mehrheitlich aus den Grünflächenämtern der Städte und Gemeinden, ein vielfältiges Programm zusammengestellt und namhafte Referentinnen und Referenten gewinnen können. Neben zahlreichen Praxisbeispielen ging es in den Vorträgen auch um Fördermöglichkeiten für die ökologische Stadterneuerung und Möglichkeiten, mit der Abteilung Wildstauden der Schlocker-Gärtnerei zu kooperieren. „Eine naturgerechte Regionalentwicklung ist voll im Trend. Naturschutz und Bewahrung der Artenvielfalt gehören mit zu den dringenden Aufgaben, die angesichts des Klimawandels weit in die Zukunft unserer Gesellschaft hineinreichen“, ist Schuch überzeugt. Mit großem Engagement haben er und das Gärtnerei-Team das Angebot an Wildpflanzen auf den Weg gebracht. Finanziell möglich wurde das Projekt durch die großzügige Förderung der KfW-Stiftung.
Das Wildstaudenteam, bestehend aus Christoph Schuch, der Agraringenieurin Dr. Irmela Harz sowie der Garten- und Landschaftsarchitektin Iris Sparwasser, zugleich Wildstaudenbotschafterin der Schlocker-Gärtnerei, ist fachlich bestens aufgestellt. So konnte Iris Sparwasser zur Gestaltung mit Wildstauden im Main-Taunus-Kreis viele interessante Beispiele vorstellen. In Hattersheim stehen dafür die von der Schlocker-Gärtnerei mit Wildstauden bepflanzten und gepflegten Beete vor der Gärtnerei und in Flörsheim das Beet am Sitz des Regionalparks. Irmela Harz und Eberhard Schweighöfer informierten zudem über die wachsende Pflanzenpalette vor Ort.
Neues Projekt Kelten-Kreisel in Hattersheim
Die Schlocker-Gärtnerei stellte auch ihr neuestes Projekt vor, den sogenannten Kelten-Kreisel. Der Entwurf ist ein behutsamer Mix aus heimischen Wildstauden und naturnahen Zwiebelpflanzen. „Der Respekt vor dem bestehenden Kunstwerk, dem besonderen Ort und ein Bezug zur Welt der Kelten sind für uns Ausgangspunkt für die gestalterische Umsetzung“, so Schuch. Intensiv habe er zu den Pflanzen der Keltenzeit recherchiert. Gedeihen werden hier künftig Fingerhut, Schlüsselblume, Hainsalbei, Frauenmantel und Schneeglöckchen. Aber auch gestalterische Akzente wie die Queen of the Night: Die fast schwarze Tulpe steht für das Geheimnisvolle, das die Kelten noch heute umgibt. Und ist Ausdruck dafür, dass die Schlocker-Gärtner einen „undogmatischen“ Wildpflanzen-Stil vertreten, bei dem die Ästhetik eine wichtige Rolle spielt.
Landschaft aufwerten
Manchmal, so Iris Sparwasser, hänge einer naturnahen Gestaltung von Grünflächen der Eindruck von „verwildert“ an. Hier gebe es noch viel Aufklärungsbedarf. Diesen könne man zum Beispiel mit Schaubeeten unterstützen. Wie weit andere Länder auf diesem Gebiet sind, stellte Alex Borer aus Winterthur vor, der in seiner Tätigkeit beim dortigen Grünflächenamt und als Vorstandsmitglied von Bioterra jahrzehntelange Erfahrung in der Verwendung von Wildstauden im naturnahen Gartenbau und in den öffentlichen Grünanlagen hat. Anhand der Gestaltung von Kinderspielplätzen und Vorplätzen zu Wohnhäusern machte er sichtbar, wie durch den Einsatz von Wildstauden Landschaft aufgewertet wird. Dabei ist es neben dem klugen Personaleinsatz genauso wichtig, die Menschen mit kreativen Ideen für das Neue und Ungewohnte zu interessieren, sie neugierig zu machen und sie zu informieren. Diese Prozesse brauchen Zeit, Geduld ist dabei gefragt. Bevor eine naturnah umgestaltete Rabatte in aller Pracht blüht, vergehen schon drei bis vier Jahre, so Borer. Mit dem leidenschaftlichen, aber ebenso sehr konkreten Vortrag von Christoph Schallert gab es zum Schluss des Seminars ein weiteres Highlight. Schallert vertrat die Mainzer Baumschule Ahornblatt, die seit Jahrzehnten ein Vorreiter bei der naturnahen Gartengestaltung ist.
Netzwerken für neue Kooperationen
Christoph Schuch ist mit der Veranstaltung überaus zufrieden. „Es ist uns gelungen, die Schlocker-Gärtnerei mit ihrem neuen Zweig Wildstauden bei vielen Grünflächenämtern der Region bekannt zu machen. Wir konnten kommunizieren, dass wir von der Aufzucht der Pflanzen bis zur Gestaltung vor Ort ein neuer und kompetenter Partner für Gartenprofis sein können. Außerdem haben wir schon erste Anfragen zu unserem Sortiment bekommen. Die zukünftige Zusammenarbeit mit der Mainzer Baumschule Ahornblatt sei besonders erfreulich. „Sie wurde einst von Idealisten gegründet, um die Schöpfung zu bewahren und genau hier setzt auch das nachhaltige Konzept unserer Aufzucht heimischer Wildstauden an“, ergänzt Irmela Harz.