Stolz präsentieren die Kinder und Jugendlichen ihr persönliches Wappen zum Thema Kinderrechte.

Details aus dem Schaubild zum "Haus der Kinderrechte" im Workshop.

Prof. Dr. Katharina Gerarts leitete den Workshop.

Spannende, partizipative Workshop-Reihe über Kinderrechte bei der EVIM Jugendhilfe

(evim) „Das Kind steht im Mittelpunkt.“ Das ist nicht nur die erklärte Devise der EVIM Jugendhilfe, sondern auch das Leitmotiv der UN-Kinderrechtskonvention.

In der Praxis umfassen die wichtigsten Kinderrechte das Recht, in einer sicheren, gewaltfreien Umgebung ohne Diskriminierung zu leben, Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, medizinischer Versorgung und Ausbildung zu erhalten und das Recht auf Mitsprache bei Entscheidungen, die das kindliche Wohlergehen betreffen. Viele kennen jedoch diese Charta nicht, auch die „Zielgruppe“ selbst, die Kinder, haben häufig noch nichts davon gehört. „Was Kinderrechte im Alltag bedeuten, wissen noch zu wenige Kinder“, sagt Mirjam Schwarz, Regionalleiterin der EVIM Jugendhilfe und Unterstützerin des Projektes im Rahmen der Arbeitsgruppe Partizipation des Trägers.

Gefördert vom Deutschen Kinderhilfswerk

Um den Jugendlichen Gelegenheit zu geben, sich mit diesem Thema auf sehr anschauliche und kurzweilige Weise auseinanderzusetzen, gibt es derzeit bei der EVIM Jugendhilfe eine mehrteilige Workshop-Reihe. Rund 20 Kinder und Jugendliche zwischen neun und 18 Jahren aus verschiedenen Betreuungseinrichtungen des Trägers nehmen daran teil. Das Projekt wird vom Deutschen Kinderhilfswerk mit 5.000 Euro gefördert. Das Besondere: Die Kinder sind hier selbst an der Workshop-Gestaltung beteiligt, können also mitbestimmen, wie die fünf Thementage konkret gestaltet werden. So stellt sich auch die EVIM Jugendhilfe ganz praktisch dem Motto „Mitbestimmung“. Mit einem Kinderrechte-Fest im Juni wird die Reihe ihren Abschluss finden.

Rechte kennen und einfordern können

Nun fand Ende Februar der zweite Workshop-Tag in Wehrheim (Hochtaunuskreis) statt. Zu Gast war Prof. Dr. Katharina Gerarts, die sich als Fachfrau für Kindheitswissenschaften und Kindheitspädagogik sowie als Sachverständige für Kinderrechte in der Hessischen Landespolitik einen Namen gemacht hat. „Es ist einfach wichtig, gut darüber informiert zu sein, welche Rechte ihr habt“, erklärte Gerarts. Die Möglichkeit zur Mitbestimmung ist im Alltag besonders wichtig und wird bei EVIM praktiziert, aber auch vermeintlich Selbstverständliches wie das Recht auf Gewaltfreiheit, auf Gesundheit, Bildung und Freizeit, Hilfe und Inklusion sowie auf eine unverletzliche Privatsphäre sollte man sich bewusst machen. Mit dem Bild des „Hauses der Kinderrechte“ verdeutlichte die Wissenschaftlerin, dass das Kindeswohl „eigentlich überall immer an erster Stelle stehen soll.“ Die „Bekanntmachung“ der Rechte bildet dabei das Fundament. Dies konnten die Jugendlichen auch gut auf ihren Alltag übertragen. „Ich gehe jeden Tag in die Schule und nutze daher mein Recht auf Bildung“, sagte beispielsweise Jan. Dass das Recht auf Privatsphäre indes oft nicht gewährleistet sei, haben schon einige erfahren: „Eigentlich sollte man doch an eine Tür klopfen, bevor man reingeht“, meinte Tara. „Das ist aber in unserer Wohngruppe nicht immer so.“ Partizipation werde zwar oft beschlossen, zum Beispiel bei der Wahl einer Schülervertretung, berichtete Fabienne. „Aber dann machen die gar nicht so viel, das könnte oft noch besser werden.“

Dass Kinderrechte im täglichen Leben also eine wichtige Rolle spielen, wurde der Gruppe bei den geschickt angeleiteten Diskussionen, Spielen und Abstimmungen anschaulich bewusst. Das sollte auch das Ziel des Workshoptages sein, so die pädagogischen Mitarbeiterinnen von EVIM, Desiree Gath und Anneliese Schermuly. „Wir versuchen immer, unsere Regeln gemeinsam zu erarbeiten und dadurch auch praktische Demokratiebildung zu ermöglichen.“  Darüber hinaus soll mit der Reihe das Bewusstsein für die eigenen Ressourcen gestärkt werden. Den Kindern wurde deutlich, dass sie nicht machtlos sind und sich durch diese Regeln geschützt fühlen dürfen.

EVIM Jugendhilfe

Die EVIM Jugendhilfe wurde 1853 als „Rettungshaus“ für Jugendliche gegründet. Träger ist der Evangelische Verein für Innere Mission in Nassau (EVIM). Heute ist die EVIM Jugendhilfe eine dezentrale Jugendhilfeeinrichtung mit differenzierten Erziehungshilfeangeboten gem. § 27ff SGB VIII. Mehr als 400 pädagogische Fachkräfte betreuen über 900 Kinder und Jugendliche an über 50 Standorten in Hessen und Rheinland-Pfalz www.evim-jugendhilfe.de