Die Idee für das Projekt kam aus dem Nähstudio selbst. Der Name des Wohnbereiches war dabei Leitmotiv für die künstlerische Gestaltung der Wandbehänge. Eine textile Landschaft, die Geschichte(n) erzählt: aus und auf handgefärbtem Stoff in größter Vielfalt, mit Fotografien, Spitzentaschentüchern und alten Postkarten. Es ist gleichsam ein Spaziergang für die Sinne, zu dem die Textilgestalterinnen die Betrachter einladen. „Die Textilkunst hat mir gezeigt, wie unerschöpflich die Möglichkeiten sind, Textilien durch Färben, Bedrucken, Schablonieren, Besticken und vieles mehr zu verarbeiten und zu verändern“, sagt Sabine Wiese.
Die Wandquilts sind nicht nur dekorativ. Mit ihnen sollen Lebenserinnerungen angeregt werden, zum Beispiel an die Gibber Kerb, hier symbolhaft durch das Riesenrad dargestellt. In den Gondeln kann man Portraitfotos von „früher“ entdecken. Eine Postkarte mit einem Vergnügungsschiff erinnert an den herrlichen Rheingau; eine Reiterin vor dem Biebricher Schloss ist Symbol für das Pfingstturnier – daneben keck ein Papagei im Quilt. Wer denkt da nicht an die zahllosen gefiederten Gäste, die sich lautstark im benachbarten Schlosspark in Szene setzen?!
Das Kunstwerk belohnt den aufmerksamen Betrachter: mit einer Fülle von kunstvoll verarbeiteten und gestalteten Motiven. Mit unendlich vielen Farbnuancen in warmen Herbsttönen. Mit besonderen textilen Oberflächen, kunstvoll bestickt und verarbeitet. „Nähen ist meine Leidenschaft. Quilts bieten mir die Möglichkeit einer unendlichen künstlerischen Gestaltung in Verbindung mit praktischen Aspekten“, sagt Grit Hoff. Denn die beiden Quilts im Wohnbereich Gibb haben wie vier Wandquilts aus dem ersten Projekt im Katharinenstift auch einen praktischen Effekt. Sie dämpfen die Geräusche im Speisesaal und sorgen damit für mehr Wohlbehagen für Menschen mit Demenz.
„Wir sind den beiden Textilkünstlerinnen überaus dankbar, dass sie für unsere Einrichtung erneut faszinierende Unikate gestaltet haben“, freut sich Anna Eisold, die die Einrichtung leitet. Über diese inzwischen langjährige Zusammenarbeit sind Beziehungen entstanden, die durch ihre Herzlichkeit und Offenheit zu einem großen Gewinn für alle geworden sind, würdigt Grit Hoff.
Anlässlich der festlichen Übergabe der neuen Unikate überreichten die Designerinnen zudem noch weitere Fühldecken, die von den Seniorinnen sogleich ausprobiert worden sind. Neben der großartigen Textilkunst gab es auch ein musikalisches Highlight: ein Männerquartett vom Chor der Lutherkirche sang sich mit Chansons aus den Zwanzigern, dargeboten mit viel Humor und Charme, in die Herzen der Gäste und wurde dafür mit großem Applaus gefeiert.
Foto (EVIM): Grit Hoff (rechts) und Sabine Wiese vor den großformatigen Wandquilts im Katharinenstift