Inge Kohl hat ein Faible für Tiere und ist ganz vernarrt in die beiden Fellnasen. Jeden Tag schaut die 88jährige Bewohnerin nach Susi und Sesam, den beiden kapitalen Häsinnen. Sie braucht mit ihrem Rollator gar nicht weit dafür unterwegs sein, denn das große Gehege befindet sich ganz zentral im parkähnlichen Gartengelände. Ihre Augen leuchten und ihr Gesicht strahlt, wenn sie die Tiere beobachtet und ihnen Nettigkeiten zuruft. „Ich bin mit Tieren aufgewachsen, zu Hause hatte ich einen Hund“, erinnert sie sich. Umso schöner findet sie es, dass hier auch Tiere selbstverständlich dazugehören. Hunde und sogar ein Aquarium beleben den Alltag mit. Zu den Lieblingen auf vier Pfoten gehört „Muri“, der kleine, weiße Wuschel aus dem Tierheim, den Sandra Ewert zum Dienst mitbringt. Sie ist mit Bianca Falkenhainer für den sozialen Dienst zuständig. Ein Dream-Team: „Wir ergänzen uns einfach perfekt“, sagen die beiden jungen Mitarbeiterinnen mit ihrer supersympathischen Ausstrahlung, die auch die Maske im Gesicht nicht verbergen kann.
Tiere tragen mit zum Wohlgefühl bei
Die wohltuende Anwesenheit von Tieren in Pflegeeinrichtungen ist längst bewiesen. Oft zaubern die Vierbeiner Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht wie bei Ute Müller-Thomas, die ein großes Herz für Hunde hat. „Zu Hause in der Eifel hatten wir stets Hunde um uns herum“, sagt die muntere 86jährige, die auch im Heimbeirat aktiv ist. Ihr Vater arbeitete im Forstamt und sie wuchs mit ihren Geschwistern in naturnaher Umgebung auf. „Smilla“ und „Maja“ sind zwei weitere Vierbeiner von Mitarbeiterinnen. Smilla besucht mit Praxisanleiterin Sylvia Kosanka vor allem auch bettlägerige Senioren und ist in den drei Wohnbereichen der erklärte Liebling von Alt und Jung. Sie wird zudem als Begleithund ausgebildet. Der Platz von Maja ist ganz prominent am Empfang, an dem Christina Hohenner arbeitet. Viele Besucher haben Maja ins Herz geschlossen und bringen nicht nur Blumen und Post ins Haus, sondern oft auch Leckerlis für den „Pfortenhund“.
Das Leben im Wichernstift schätzt Ute Müller-Thomas in Zeiten von Corona sehr. „Ich fühle mich hier wohl und sicher“, sag sie zufrieden. Der Heimbeirat habe hier, wie auch in den anderen EVIM Einrichtungen, eine starke Stimme. So sprach sich das Gremium dafür aus, gemeinsame Aktivitäten der Bewohner weiterhin nur in den Wohnbereichen zu realisieren und nicht im Feierraum oder im Café des Hauses. Das würde nämlich bedeuten, dass nur die Geimpften zusammen kommen dürften und die anderen ausgeschlossen blieben. „Das wollen wir so nicht“, votierte der Heimbeirat.
Enger Kontakt zu Gemeinden – digital und analog
Sandra Ewert und Bianca Falkenhainer lassen sich jede Menge einfallen, um „Farbe“ in den Alltag auch unter Corona-Bedingungen zu bringen. Dazu hören zum Beispiel Filmvorführungen, Basteln, Gymnastikrunden und auch Festlichkeiten unter Wahrung aller Schutzmaßnahmen. „Den Frühling haben wir zünftig begrüßt,“ sagen die Mitarbeiterinnen. Es gab gemeinsame Spaziergänge rund um den Rosengarten im Haus und frisch gebackenen Kuchen. Auch Obstler und Eierlikör fehlten nicht. Gottesdienste und Andachten aus der Bergkirche und der Kapelle von St. Bonifatius wurden digital übertragen, die Gemeinden schrieben Ostergrüße an die Bewohner.
Überhaupt bringen digitale Übertragungen jede Menge Abwechslung, wie der Film über die aktuelle Macke-Ausstellung für Senioreneinrichtungen von Patrick Bäuml in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden. „Der virtuelle Ausstellungsbesuch kam hier richtig gut an“, lobt Bianca Falkenhainer. Der Filmer ist im Wichernstift besonders gut bekannt, denn er engagiert sich hier ehrenamtlich. Krimifans freuen sich schon auf die „Tatort“-Sendungen aus der Mediathek, die neu im Programm sind. Für den richtigen Sound bei Übertragungen sorgen extragroße und hochwertige Lautsprecher zusätzlich zum leistungsstarken Beamer, die erst jüngst angeschafft wurden. Beliebt sind auch Backen und Kochen mit den Bewohnern oder wenn der mobile Kiosk durch die Wohnbereiche rollt. Mehr Zeit erfordern die Einzelbesuche bei den Senioren, die das Bett nicht verlassen können. Nicht wenige Bewohner haben Angehörige, die weit entfernt leben und coronabedingt nicht kommen können. „Besuche sind derzeit von zwei getesteten Personen pro Tag je Bewohner möglich.“
Sehr gute Personalausstattung
Als Sandra Ewert Anfang Januar nach einem Jahr Elternzeit wieder zurück in den Dienst kam, war sie unsicher, wie die Bewohner das vergangene Corona-Jahr überstanden haben. „Ich war positiv überrascht und sehr erleichtert über die Stimmungslage der Bewohner“, erinnert sie sich. Dazu trägt sicher auch bei, dass das Haus bisher Corona-frei ist. Mehr als einmal haben ihr Senioren gesagt: „Wir haben den Krieg überlebt, da ist das fast gar nichts.“ Man könne durchaus von dem Durchhaltevermögen dieser Generation lernen, ist Sandra Ewert überzeugt.
Glücklich sind die beiden Mitarbeiterinnen auch über die hervorragende Personalausstattung infolge der Mehrpersonalisierung in ihrer Einrichtung. „Wir versuchen unser Bestes“, sagen sie fröhlich. Das glaubt man ihnen gerne, denn sie sprudeln vor Ideen, damit es den Bewohnern in dieser schwierigen Zeit gut geht. (Heide Künanz)
Foto (EVIM): Die beiden Hasen Sesam und Susi sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch überaus zutraulich. Hier lassen sie sich von Mitarbeiterin Sandra Ewert das Fell kraulen.