Im Jan-Niemöller-Haus reißen sich die Bewohner eines Wohnbereichs um zwei süße Katzen - Lilli und Engelchen haben die freie Auswahl
Tiere um sich zu haben, das tut einfach gut. Und wer als Tierbesitzer in ein Seniorenheim ziehen möchte oder muss – sowieso keine einfache Entscheidung -, dem soll nicht noch zusätzlich zugemutet werden, sein Haustier zurücklassen zu müssen. All das sind die Gründe, aus denen EVIM es in seinen Senioreneinrichtungen möglich machen will, Tiere als Mitbewohner zuzulassen. Aktuelles Beispiel: Die beiden Katzen „Lilli“ und „Engelchen“, die im zweiten Stock des Jan-Niemöller-Hauses am Schiersteiner Hafen ihr Zuhause gefunden haben. Nicht nur die 15 Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnbereichs, sondern auch alle Mitarbeiter und Besucher sind begeistert von den beiden süßen weißen Katzen, die sich frei bewegen dürfen und allen viel Freude bereiten. „Engelchen“ war mit einem Bewohner ins Jan-Niemöller-Haus gezogen. „Zunächst war sie nur bei ihm im Zimmer. Doch wir merkten alle, dass die Katze gerne ein bisschen mehr Platz gehabt hätte“, sagt Einrichtungsleiterin Tanja Salder. Also wurde die Tür geöffnet – und Engelchen blühte auf. Nun sucht sie sich abwechselnd ihre Schlaf- und Streicheleinheitenplätze.
Tierische Kollegin
Und hat seit einigen Wochen eine tierische „Kollegin“: Lilli heißt die zweite Vierbeinerin, die im zweiten Stock wohnt. Sie kommt aus dem Tierheim: EVIM-Mitarbeiter Jörg Steffen, der sich ehrenamtlich im Tierschutz engagiert, hat sie ausgesucht. „Es musste ja ein verträgliches, sanftmütiges Tier sein“, sagt er. Das ist „Lilli“, die sich besonders mit Bewohnerin Irma Felber angefreundet hat. Bei unserem Besuch hat sich „Lilli“ auf ihrem Lieblingsplatz verkrochen: In Irma Felbers Bett, gut versteckt unter einer grünen Strickdecke. Im Zimmer der Bewohnerin stehen Kratzbaum, Futternapf und Spielzeuge parat. „Manchmal schauen wir einfach zusammen aus dem Fenster“, sagt Irma Felber, die eine wundervolle Aussicht auf das Hafenbecken hat. Sie profitiert aber auch noch aus einem anderen Grund von der tierischen Freundin: Nach einem Schlaganfall habe sie zunächst nur schlecht sprechen können, berichtet Tanja Salder. „Mit der Katze hat sich das aber unglaublich verbessert.“
Körper und Seele profitieren
Das berichtet die Einrichtungsleiterin des Niemöller-Hauses auch noch von anderen Bewohnern: Manche hätten wieder etwas mehr Beweglichkeit zurückerlangt, einfach, weil sie die Katze streicheln oder auf den Arm nehmen wollten. Und Herzen und Seelen öffnen sich, wenn die niedlichen Fellnasen vorbeikommen: „Wir hatten einen Bewohner, der wegen seiner fortgeschrittenen Demenz kaum noch kommunizieren konnte. Als ich gesehen habe, wie er einmal mit seinem Rollstuhl ganz vorsichtig auf die Katze zugefahren ist und ihr dann ebenso vorsichtig das Köpfchen gestreichelt und gelächelt hat, da habe ich richtig Gänsehaut bekommen“, berichtet Mitarbeiterin Dagmar Fetsch. Die Katzen tun allen gut, und die Bedingungen sind selbstverständlich im Vorfeld abgeklärt worden, versichert Tanja Salder: Alle wurden zu ihrem Einverständnis befragt, niemand hat eine Tierhaarallergie, für tierärztliche Betreuung, Impfungen und eine Haftpflichtversicherung ist gesorgt. Doch diese notwendigen Formalitäten sind alle vergessen, wenn „Lilli“ und „Engelchen“ auf Samtpfoten durch den Gang stromern und „ihren“ Menschen Leckerlis und Streicheleinheiten abluchsen.
Anja Baumgart-Pietsch
Foto: Ein kuscheliges Plätzchen für „Lilli“! Irma Felber betrachtet fasziniert die süße kleine Katze. Einrichtungsleiterin Tanja Salder (links) freut sich mit.