Transparenz und kollegiale Unterstützung

EVIM Mitarbeitende berichten über ihre Arbeit (II)

Daniel Seidenstücker, Fachkraft Bäckerei Schlockerhof und Hygienebeauftragter, seit 2012 bei EVIM:

"Als im März die Werkstätten pandemiebedingt geschlossen wurden, fehlten in der Bäckerei auf einen Schlag 16 Mitarbeitende. Mit sechs Kollegen und zwei Mitarbeitern, die in Notbetreuung waren gelang es uns, zunächst die Lebensmittelproduktion für das Ladengeschäft und die EVIM Einrichtungen und externe Kunden abzusichern. Das war eine riesige Herausforderung nicht nur in Bezug auf die Manpower sondern auch in Bezug auf die Umsetzung der gesetzlichen Schutz- und Hygienemaßnahmen.

Zu Beginn herrschte eine hohe Unsicherheit in Bezug auf das neue Virus und die sich daraus ergebenen Veränderungen. Das hat sich jetzt positiv verändert. Dafür waren viele Gespräche und viel Aufklärung über die Krankheit und die Schutzmaßmaßnahmen erforderlich. Die Schwierigkeit war, eine „unsichtbare Gefahr“, die weder zu fühlen, zu schmecken noch zu sehen ist, Menschen mit Beeinträchtigungen gut zu vermitteln und sie für alle Belange im Umgang damit zu sensibilisieren. Ich selbst habe in dieser Zeit unendlich viele Informationen gesammelt, gelesen, verglichen, mit anderen diskutiert, beraten und mich weitergebildet. Eine großartige Erfahrung war dabei die transparente Organisation der kollegialen Unterstützung und konkreten Hilfe im Geschäftsbereich. Dabei ging es nicht nur um den sinnvollen Einsatz und die Verteilung der ständig neu zu beschaffenden Hygiene- und Schutzartikel, sondern auch um den kollegialen fachlichen Austausch über deren Verwendung und sachgemäßen Einsatz. Das wurde bei EVIM supergut kommuniziert und war absolut transparent auf Leitungsebene organisiert. Auch IT-technisch ist in dieser Zeit unglaublich viel passiert. Das war faszinierend.

Verändert hat sich der gesamte Ablauf des Tagesgeschäftes auf dem Schlockerhof. Die Fahrdienste mussten zum Beispiel komplett neu organisiert werden, damit die Mitarbeitenden nach und nach auf den Hof kommen. Die Pausen wurden auseinandergezogen, um Abstandregeln einzuhalten. Das Mittagessen findet nicht mehr in der Kantine, sondern in der jeweiligen Gruppe statt. Die Arbeitsplätze wurden nach den gesetzlichen Schutz- und Hygienemaßnahmen neu strukturiert. Also, langweilig war’s nie.

Während des Lockdowns hatten die Kollegen, darunter der Sozialdienst und BBB, für die Mitarbeiter Onlineangebote, Telefonate, Hausaufgaben und Arbeitsangebote organisiert. Durch Kundenunterstützung konnten somit auch zu Hause Übungsaufgaben erledigt werden. Nach der Rückkehr in die Werkstatt erleben wir, dass nicht wenige der beeinträchtigten Menschen mehr Zeit brauchen, diese Erfahrungen zu verarbeiten. Viele fordern verstärkt Aufmerksamkeit ein, was das Miteinander in der Gruppe manchmal belastet und was zusätzlich Zeit fordert. Andererseits müssen wir Dienstleistungsaufträge erfüllen. Es gibt keinen Bonus „Behindertenwerkstatt“, denn für den Kunden müssen Preis und Leistung stimmen.

Die Entwicklung in der Gesellschaft ist sehr dynamisch und niemand kann etwas auf längere Sicht voraussehen. Es gibt ständig neue Erkenntnisse über die Erkrankung und die Maßnahmen werden angepasst. Im Umgang mit der Pandemie bin ich eher entspannt. Ich bin der Auffassung, dass wir mit dem Virus leben müssen. Auch mit einer Impfung ist die Krankheit nicht von heute auf morgen beseitigt. Die Frage für mich ist: Wie gehen wir mit dem Virus um? Angst ist keine Lösung und führt zu Panikreaktionen. Das braucht kein Mensch. Was wir tun können, um die Angst zu nehmen, sollten wir auch tun: Abstand halten, Schutzmasken tragen und Hygieneregeln einhalten.

Wichtig in dieser Zeit ist für mich die Erfahrung einer hohen Verlässlichkeit im Team und des kollegialen Miteinanders bei EVIM. Dazu gehört für mich auch der sichere Arbeitsplatz, Vollbeschäftigung und verschiedene Formen der Wertschätzung wie der Dankegutschein. In vielen anderen Bereichen der Gesellschaft sieht es da ganz anders aus. Also, ich schaff gern bei EVIM!"