Das Seniorenzentrum Hochheim wird 15 Jahre jung. Das wird ganz groß gefeiert. Zum Auftakt wurde am 21. März zu einer Vernissage mit Werken von Eva Leszek eingeladen. Die Altenpflegerin, die seit 22 Jahren bei EVIM tätig ist, darunter seit vielen Jahren im Seniorenzentrum Hochheim, hat bereits mehrfach ihre poetischen Bilder in der Öffentlichkeit gezeigt und als Künstlerin auf sich aufmerksam gemacht.
Diesmal stellte Eva Leszek neben ihren Emaille-Arbeiten auch Aquarelle und Textilcollagen aus und integrierte Dekorationsartikel wie zum Beispiel ein altes Schaukelpferd in ihr Ausstellungskonzept. In ihrem künstlerischen Schaffen lässt sich Leszek von der Kraft der Poesie leiten, die sie einem Zeitgeschehen entgegensetzt, das von den Auswirkungen der Globalisierung, der Krise, zunehmender Armut und der Bedrohung kultureller Werte gekennzeichnet ist. Immer wieder fragt sie mit Nachdruck ‚Was können wir unseren Kindern weiter geben, damit sie mit Zuversicht ihre Zukunft gestalten können?‘ und sucht Antworten in der Schönheit der Schöpfung. „Kindliche Bewunderung und kindliches Staunen sollten wir uns ein Leben lang bewahren“, ist Leszek überzeugt.
Ausdrucksstark und gleichzeitig voller Poesie sind ihre Emaille-Arbeiten, die sich thematisch an der Schöpfung orientieren. Die vier Jahreszeiten werden symbolisiert durch Frauengestalten, die aus den Bildern zu schweben scheinen. Zart und ausdrucksvoll in ihrer Gestik ziehen sie den Blick des Betrachters fast magisch an. Farblich den Wesensmerkmalen der Jahreszeiten nachempfunden, leuchten zum Beispiel im ‚Frühjahr‘ ein Mintgrün und im ‚Sommer‘ ein duftiges Rosé, das durch die Emailletechnik einen besonderen Reiz erfährt. Der Baum als Ursymbol für Stärke und Beständigkeit ist für Eva Leszek ein immer wiederkehrendes Motiv in ihrem künstlerischen Schaffen. Aus einem knorrigen, alten, mächtigen Weidenstamm wachsen neue, frische Triebe weit in den Himmel. Das Bild ist für Eva Leszek eine Übertragung dessen, was sie unter dem Motto ‚Verlorenes(?) Paradies‘ zeigen möchte: Das Wertvolle und Kraftvolle aus der Vergangenheit zu bewahren und mit in die Gegenwart zu übernehmen, damit daraus neues entstehen kann.
Ihre zum Teil großformatigen Aquarellbilder holen hingegen einen Blumenreigen in das Foyer des Seniorenzentrums und erfreuen auch mit Impressionen aus der Hochheimer Altstadt in besonderer Weise die Herzen der Ausstellungsbesucher, darunter Bewohner, Mitarbeiter und Ehrenamtliche. Einen neuen Akzent setzt Eva Leszek mit ihren textilen Arbeiten. Hier kommt es ihr darauf an zu zeigen, „dass man mit wenigen Mitteln, allein mit Fantasie, aus ein paar billigen Decken und ein paar Knäulchen Wolle individuelles und einmaliges zaubern kann“, wie sie in ihrer Einführung zur Ausstellung betonte. So werden aus drei einfachen Flickenteppichen (ein Symbol für Kindheitserinnerungen) in der Textilcollage ein Garten Eden mit Adam und Eva, die aus rosafarbenem Vlies und appliziert mit Paillettenstoff, einander fragend und suchend anschauen.
Eine 'Traumwiese‘ aus Seiden-, Vlies- und Spültücherresten lässt die Fantasie sprechen ebenso wie das ‚Meer‘ aus Stoffresten, das von aufgestickten Wasserpflanzen durchzogen smaragdgrün, blau-türkis und cremefarben muntere Fische beherbergt.
Dass Eva Leszek nicht ‚nur‘ Ausstellungen zeigt, sondern auch ganz praktisch die ‚Umkleide‘ im Seniorenzentrum wunderschön gestaltet hat, würdigt Einrichtungsleiterin Romina Gabriel in ihrer Laudatio. „Sie schafft es mit ihrer Kunst, uns immer wieder neu zu motivieren.“ Das Dankeschön kommt von Herzen ebenso wie das Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die die Einrichtungsleiterin stolz ist. „Wir haben in den vergangenen Jahren gemeinsam viel erreicht“, so Gabriel, die als den ‚Renner‘ das Marktfrühstück im wunderschönen ‚‘Malzcafé‘ nennt, zu dem oft bis zu einhundert Gäste bewirtet werden. Oder die ‚Aus-Zeit‘, ein Angebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
Matthias Loyal, EVIM Vorstandsvorsitzender, würdigt in diesem Sinne ‚den Wandel als das Beständige in diesem Haus‘, der so intensiv gestaltet wird, wofür er seinerseits Romina Gabriel seinen herzlichen Dank ausspricht.
Die Ausstellung im Erdgeschoss des Seniorenzentrums ist bis zum Sommer zu sehen.