Die zahnärztliche Versorgung ist auch im fortgeschrittenen Alter wichtig und notwendig. Doch wenn die Patientin bzw. der Patient in seiner Bewegung eingeschränkt ist oder eine dementielle Veränderung vorliegt, ist der Besuch einer Zahnarztpraxis gar nicht so einfach und oft nur mit großem Aufwand möglich. In der Vergangenheit gestaltete sich die Suche nach einem Zahnarzt, der das Gertrud-Bucher-Haus weiterhin zahnärztlich versorgen würde, mehr als schwierig. Die Bewohnerinnen und Bewohner des EVIM Gertrud-Bucher-Hauses in Westerburg haben nun Glück, die Einrichtung wird jetzt regelmäßig von einem Zahnarzt und dessen Team besucht.
„Für uns ist es wie ein Sechser im Lotto“, freut sich Einrichtungsleitung Judith Hommrich und ergänzt: „Wir sind froh, dass unsere Bewohner nun auch in diesem Bereich so gut versorgt sind“. Wie von ihr zu erfahren ist, wurde die Kooperation zwischen der Zahnarztpraxis Dr. Blum und Partner aus Bad Ems (und Montabaur) bereits im Herbst 2021 geschlossen.
„Ich kenne Dr. Christoph Blum aus meiner Schulzeit“, erinnert sie sich zurück. Nach vielen Jahren kam es im vergangenen Sommer durch Zufall wieder zu einem ersten Kontakt. Ihr Austausch über die sozialen Medien brachte die Frage mit sich: „Was machst Du jetzt beruflich?“ „Das war ausschlaggebend und wir kamen ins Gespräch“, erzählte Hommrich lächelnd. Stets um die bestmögliche Versorgung ihrer Heimbewohner bemüht, brachte die Einrichtungsleitung schon bald den Stein ins Rollen. „Ein Behandlungszimmer hier bei uns im Haus ist nicht realisierbar“, verweist sie sowohl auf die Kosten als auch die Unterhaltung dieser zusätzlichen Ausstattung. Dass es hierfür auch eine andere Lösung gibt, das sorgte auf dem Hubenberg dieser Tage für eine gelungene Überraschung.
Vollausgestattete Behandlungseinheit
Schon früh am Morgen kam ein komplett ausgestatteter Behandlungsraum zum Seniorenheim nach Westerburg. Dr. Christoph Blum fuhr mit seinem Lkw vor und stellte seine mobile Behandlungseinheit direkt vors Haus. Für zwei Tage und rund 45 Patientinnen und Patienten hatte er den Einsatz für sich und sein Team eingeplant. „Das spart Kosten und Aufwand und entlastet zudem unser Pflegepersonal. Im Anschluss an die Zahnbehandlung können unsere Heimbewohner direkt wieder von uns betreut werden, bleiben im gewohnten Umfeld und können sich in ihrem Zimmer in Ruhe wieder erholen“, hebt Hommrich hervor.
Eine „Bestandsaufnahme“ hatte bereits vor einigen Wochen stattgefunden. Dabei wurde festgestellt, dass teilweise auch kleinere OP-Eingriffe notwendig sind. „Wir haben unsere Bewohner auf den Besuch des Zahnarztes vorbereitet“, erzählte Sabine Ahlschwede-Ziegler vom Sozialen Dienst, die den Patienten vom Rollstuhl auf die Rolltrage half. Über zwei Auffahrrampen konnte Dr. Blum sie im Handumdrehen in seine Behandlungseinheit mitnehmen. Ihm zur Seite stand neben einer Assistentin auch eine Doktorandin.
Enorme Entlastung auch für Menschen mit Demenz
Wie im Gespräch zu erfahren war, entwickelte Zahnarzt Dr. Christoph Blum sein Zahnmobil selbst. Als ehemaliger aktiver Soldat hat er sich von der Bundeswehr und deren mobilen Sanitätseinrichtungen einiges abgeschaut. Seit drei Jahren fährt der Reservist im Umkreis von rund 60 Kilometern von seiner Praxis in Bad Ems zu Seniorenheimen in der Region. So ermöglicht er die Versorgung der Patienten im gleichen Umfeld eines operativen Eingriffsraumes wie in seiner Praxis, inklusive Narkose- und Überwachungsplatz.
„Die Grundidee ist die Umkehr der Zugänglichkeit für pflegebedürftige Menschen in stationären Einrichtungen zu einer gleichwertigen und umfassenden zahnärztlichen Versorgung unter gleichen medizinischen Fach- und Hygienestandards wie im bekannten Praxisumfeld“, so Dr. Blum. Den LKW und den sieben Meter langen Container fährt er selbst. Seine Mitarbeiterinnen kommen separat mit dem PKW.
Von diesem außergewöhnlichen Projekt sind nicht nur Einrichtungsleitung Judith Hommrich und ihr Team begeistert. „Besonders für Bewohner, die an Demenz erkrankt sind, bedeutet die mobile hochqualitative Versorgung in ihrem gewohnten Umfeld eine enorme Erleichterung“, sagte die Einrichtungsleitung über das Angebot, das in vielfacher Hinsicht eine Win-Win-Situation schafft. Mehr als die Hälfte der insgesamt rund 90 Heimbewohner stimmten einer Behandlung zu und freuen sich, dass Dr. Blum und sein Team nun regelmäßig in Westerburg Station machen. „Drei Mal im Jahr werden wir mit unserer Behandlungseinheit vor Ort sein. In dringenden Fällen kann natürlich auch kurzfristig ein Termin vereinbart werden“, so Dr. Blum abschließend. (Text und Foto: Ulrike Preis)
Foto: Dr. Christoph Blum und sein Team behandeln die Seniorinnen und Senioren des EVIM Gertrud-Bucher-Hauses Westerburg in ihrer voll ausgestatteten Behandlungseinheit vor Ort, was viele Vorteile mit sich bringt.