Mit Spaß, Disziplin und Freude am Rollenspiel proben die Akteure für die zauberhafte Aufführung...

...damit jede Bewegung sitzt.

Die Schülerinnen und Schüler der Bühnenbild-Werkstatt erschaffen mit großem Geschick den kreativen Rahmen...

... und fantasievolle Kostüme sorgen mit für Glanz und Zauber auf der Bühne.

Zauberhafter Campus

Die Magie des Orients rufen Mitglieder dreier Werkstätten des Campus Klarenthal hervor, die an einer Inszenierung des Musicals Aladdin arbeiten. Dass sie dabei eigene Akzente setzen, macht schon der selbst gewählte Titel deutlich: Call Me Al!

Wenige Wochen vor der Premiere sitzen die Mitglieder der Musicalwerkstatt im Kreis zusammen und sind noch einmal mit Textarbeit beschäftigt. Denn anders als im vergangenen Jahr hat sich das Projekt des Campus Klarenthal diesmal für eine Teilnahme an den Wiesbadener Schultheatertagen beworben. Mit Erfolg, so dass die Inszenierung nun um zwanzig Minuten auf fünfzig gekürzt werden muss und die Regisseurinnen Marta Stegemann und Tami Jantzi die überarbeitete Fassung erst einmal mit ihrem Ensemble durchgehen müssen. Wie immer haben die Schülerinnen und Schüler dabei die Möglichkeit, sich mit eigenen Vorschlägen einzubringen, damit die Inszenierung nicht nur durch kulturelle und lokale Referenzen in die Jetzt-Zeit transportiert wird, sondern auch die Textfassung Elemente aus der Jugendsprache erhält. Denn Hand aufs Herz: Wer kennt schon den Begriff Talahon, der es 2024 immerhin in die Endauswahl zum Jugendwort des Jahres geschafft hat? „Die sind mit Gucci-Cap und Schlabberhose unterwegs und stehen am Hauptbahnhof in Frankfurt rum und spucken auf den Boden“, erklären Ensemblemitglieder. Andere Quellen bezeichnen Talahons als halbstarke Großstädter, die sich in Macho-Pose inszenieren. Dass diese Jugendlichen häufig als arabisch gelesen werden, passt auf jeden Fall perfekt zu einem der drei Prinzen, die um Prinzessin Jasmin werben. Darunter auch Straßenjunge Al, der natürlich unterstützt wird von Flaschengeist Genie.

Rollenwechsel als willkommene Herausforderung

Bei den Tanzchoreografien wird schnell deutlich, wie weit fortgeschritten die Probenarbeit schon ist. Angeführt von der zwölfjährigen Lia, die den Flaschengeist verkörpert, an der Spitze der Formation präsentiert das Ensemble einen stilvollen orientalischen Tempeltanz zur Musik von Friend Like Me. Im Gegensatz zu den deutschen Sprechtexten werden die Liedtexte auf Englisch vorgetragen. „Du musst nicht lauter singen als jetzt. Mit dem Headset reicht das aus“, erläutert Tami Jantzi. Die Pädagogin und ausgebildete Opernsängern bringt viel Expertise mit. So wurden zum Beispiel Stimmbildungs-Workshops angeboten und im Staatstheater mit den jungen Akteuren hinter die Kulissen geschaut. Um die Stimmen der Solistinnen und Solisten bei der Probenarbeit zu schonen, hat sie ihnen ohnehin Aufnahmen vorbereitet, mit denen sie zuhause üben können. Bei allen Beteiligten ist das Vergnügen an der Arbeit in der Musicalwerkstatt deutlich spürbar. „Es macht Spaß, dass wir unsere Kostüme aussuchen und mitentscheiden können, wie der Text ist. Beim Kürzen durften wir auch überlegen, welche Szenen wir verändern können und welche uns wichtig sind“, erläutert Lia. Schon in der Kindertagesstätte habe sie Freude daran gehabt, auf der Bühne zu stehen. Dazu kommt bei manchen das Talent, schnell auswendig zu lernen. „Ich war eigentlich der fliegende Teppich. Jetzt bin ich seit einer Woche Jafar, aber ich lerne das schnell“, berichtet die zwölfjährige Kara. Zumal die verkürzte Textfassung nach der Probe für alle im Internet zur Verfügung steht.

Kreativ ausloten, was geht

Während die Musicalwerkstatt im Kubus probt, in dem auch am 19. Februar die Premiere der Inszenierung stattfinden wird, arbeiten im Flur davor Mitglieder der Bühnenbau- und der Holzwerkstatt mit vereinten Kräften am Dekor. Der zwölfjährige Finn und der gleichaltrige Daniel beratschlagen, ob sie die vorbereiteten Papierblätter einer Palme einfach in das als Stamm dienende Papprohr klemmen können oder ob sie eigens Löcher zum Einstecken schneiden sollten beziehungsweise mit der Heißklebepistole arbeiten. „Das überlasse ich Euch. Ziel ist eine Palme“, erklärt Lehrerin Eva Lambio. Am Ende funktioniert die einfachste Lösung, bei der die festgeklemmten Blätter sich gegenseitig fixieren. „Ich finde die Werkstatt total interessant, weil man kreativ sein kann“, berichtet Finn. Er bastle auch gerne, die Arbeit am Bühnenbild bewege sich aber in einer ganz anderen Größenordnung. Werkstattleiter Thomas Heinz steht allen fachkundig zur Seite. Die größte Herausforderung sei das Zersägen von Einzelteilen für Säulen gewesen, berichtet Daniel. „Alle arbeiten zusammen und keiner streitet sich, wer was macht. Das ist cool“, zeigt sich der zwölfjährige Kay begeistert. Nächste Aufgabe ist die Herstellung von Kokosnüssen aus Pappmaché. Sie sollen in goldener Farbe gestaltet werden, weil diese sich wie ein güldener Faden durch die Ausstattung ziehen wird. Das sieht man auch auf dem mitternachtsblauen Bühnenhintergrund mit einer Moschee oder demjenigen mit dem Sultanspalast. Björn Stüllein sorgt wieder wie gewohnt souverän für die perfekte Licht- und Veranstaltungstechnik.

Inklusion wird auch in der Musicalwerkstatt gelebt

„Das ist ein ganz anderes Arbeiten, als im normalen Unterricht. Die Inklusionskinder dürfen sich austoben. Die sind auch super und haben keine Hemmungen“, berichten die Regisseurinnen. Insgesamt habe sich in der Musicalwerkstatt eine gute Gruppe gebildet. Zwar müsse man natürlich darauf achten, dass man das Ensemble bei der Probenarbeit zusammenhalte. Dennoch spüre sie die Lust auf die Arbeit an der Inszenierung. Nicht zuletzt, weil die Teilnehmer sich mit ihren Ideen einbringen. Als Themen stehen Freiheit, Identität und wahre Liebe im Mittelpunkt. So will Prinzessin Jasmin noch gar nicht heiraten, weil die Sultans wahre Helikopter-Eltern gewesen sind und die junge Frau erst mal die Welt außerhalb des Palastes kennenlernen will. Klar, dass Straßenjunge Al ihr da einiges zu bieten hat. „Wir werden noch ein Video drehen, wo er ihr von Agrabah erzählt. Da zeigen wir den Campus als gefährlichen Ort“, verrät Marta Stegemann schmunzelnd. (hej)

Tickets für die Aufführungen, die am 19. und 20. Februar ab 19 Uhr im Kubus am Campus Klarenthal stattfinden, können reserviert werden per Mail an: performingarts@campus-klarenthal.de. Im Rahmen der Wiesbadener Schultheatertage läuft das Muscial am 26. März ab 15 Uhr.